Rezension

Starker Beginn, dann leider zäh

Alchimie einer Mordnacht - Benjamin Black

Alchimie einer Mordnacht
von Benjamin Black

Bewertet mit 4 Sternen

Christian Stern, unehelicher Sohn des Bischofs von Regensburg und aufgewachsen bei wenig liebevollen Zieheltern, ist ehrgeizig und wissensdurstig. Nach dem Studium in Würzburg kommt der 25-Jährige im Winter 1599 nach Prag, um dort am Hof des kauzigen Kaisers Rudolf II sein Glück zu suchen. Doch schon in der ersten Nacht findet er die Leiche eines jungen Mädchens. Der erst 16-jährige Magdalena Kroll wurde die Kehle durchgeschnitten und sie war, wie sich bald herausstellen soll, die Geliebte des Kaisers! Obwohl Christian Stern den Leichenfund sofort bei der Stadtwache meldet, gerät in Verdacht und wird zunächst eingekerkert. Doch bald zieht er die Aufmerksamkeit des Kaisers auf sich. Er vermutet in Stern eine Art Heilsbringer, den er in seinen Träumen vorhersehen hat. Und er beauftragt Christian Stern damit, den Mord an der jungen Magdalena Kroll aufzuklären.

Sterns rascher Aufstieg am Hof bringt ihm natürlich auch Neid und Missgunst ein. Außerdem zieht ihn schon bald Caterina Sardo in ihren Bann, was aber äußerst gefährlich ist, da sie die Geliebte des Kaisers Rudolf und die Mutter seiner Kinder ist. Dazu kommen die Intrigen und Machtspiele skrupelloser Höflinge, sodass Christian Stern schon bald um sein eigenes Leben fürchten muss.

Der Roman beginnt stark. Lebendig, sehr anschaulich und stellenweise sogar witzig erzählt Stern von seiner Ankunft in einer heruntergekommenen Herberge in Prag, einem Saufgelage mit einem Soldaten und dem Leichenfund. Auch Sterns Rückblicke in seine Kindheit und Jugend gestalten sich originell und unterhaltsam. Je länger Stern sich dann allerdings in Prag aufhält und in die Ränkespiele des Hofs verwoben wird, desto zäher gestaltet sich leider auch die Lektüre. So wie für Christian Stern selbst ist es auch für den Leser fast unmöglich, Schein und Sein, Freund und Feind auseinanderzuhalten. Dabei wird einem zwar die Figur des jungen Gelehrten Stern mit all ihren menschlichen Schwächen und in ihrer Widersprüchlichkeit durchaus sympathisch. Dennoch geht die Darstellung der Verwicklungen auf Kosten der Spannung und der Lesegenuss wird deutlich getrübt.

Schade, denn die Idee und der Schauplatz des ,,historischen Kriminalromans" klangen sehr vielversprechend.