Rezension

Starker Generationsroman zur afroamerikanischen Geschichte

Heimkehren
von Yaa Gyasi

Bewertet mit 5 Sternen

"Heimkehren" ist ein Debütroman der aus Ghana stammenden Amerikanerin Yaa Gyasi. In dem 400 Seiten starken Buch wird die Familiengeschichte der Halbschwestern Effia und Esi über mehrere Generationen hinweg abwechselnd erzählt. Die Lebensgeschichte der beiden Schwestern und ihrer Nachfahren verläuft sehr unterschiedlich, u.a. auch, weil sich beide nie kennen lernen.

Effia wird mit einem britischen Kolonialisten zwangsverheiratet und lebt ein mehr oder weniger gutes Leben bei ihrem Mann auf der Festung Cape Coast in Ghana.
Esi hingegen wird durch die Briten als Sklavin nach Amerika verkauft, um dort als Besitz eines Sklavenhalters – täglichen Misshandlungen und Vergewaltigungen ausgesetzt - dessen Plantagen bewirtschaften zu müssen.

Das ganze Buch lebt davon, dass jedes Kapitel einem anderen Protagonisten gewidmet ist, denn abwechselnd kommen Effia und ihre Nachkommen (ungerade Kapitel) sowie Esi und ihre Nachkommen (gerade Kapitel) zu Wort. Man ist teilweise etwas wehmütig, wenn man eine Protagonistin / einen Protagonisten über ein Kapitel begleitet hat und dies endet, da man die Charaktere innerhalb der relativ kurzen Kapitel (max. 35 Seiten) sehr lieb gewinnt. Durch die Nachkommen, erhält man glücklicherweise einen Einblick, wie es der vorherigen Generation weiterhin ergangen ist. Andererseits ist der Charakteren- und Zeitenwechsel die Stärke dieses Buches, da man über Generationen hinweg die Familie begleitet und viel von der geschichtlichen Entwicklung mitbekommt.

Alle Charaktere sind auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und durch politische und soziale Gegebenheiten entwurzelt. Hierzu trägt nicht nur die durch Amerikaner und Briten praktizierte Sklaverei bei, sondern auch die Stammeskriege sowie Sklaverei innerhalb der afrikanischen Völker (im Buch werden die Erzählungen aus Sicht der Völker ‚Asante’ und ‚Fante’ erzählt).

Das Buch macht einen sehr gut recherchierten Eindruck ohne als Geschichtsbuch daherzukommen. Man bekommt jedoch einen Überblick über das Leben der schwarzen Bevölkerung vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Spannend war hierbei der Einblick in die afrikanischen Kulturen, bedrückend die Sklaverei und Rassentrennung sowie Unterdrückung, die auch heute noch spürbar ist.

Ein starkes Buch, was ich allen ans Herz legen möchte, die sich für Generationsromane und vor allem afroamerikanische Geschichte interessieren.