Rezension

Starkes Debüt!

Liebe ist was für Idioten. Wie mich. - Sabine Schoder

Liebe ist was für Idioten. Wie mich.
von Sabine Schoder

Bewertet mit 5 Sternen

Viktoria ist eine Lebenskünstlerin, denn ihr Leben ist eine absolute Katastrophe. Die Schule läuft mehr schlecht als recht, der Job nervt und zu Hause ist man besser nicht. Da wünscht man sich auch mal zum Geburtstag einfach nicht da zu sein und landet doch bei einem Konzert, weil man den Freunden nicht vor dem Kopf schlagen möchte. Ausgerechnet an dem Abend spielt eine Band von ihrer Schule und Viki ist genervt. Aus Frust schnappt sie sich was zum Rauchen und begegnet auch noch dem verhassten Sänger, da kann man auch noch so viele Tüten rauchen der Abend wird nicht besser, oder? Verglichen mit dem Morgen schon, denn sie, wacht im Bett von besagtem Sänger auf und kann es nicht fassen. Wie konnte das passieren? Ausgerechnet mit ihm? Und warum zum Teufel kann sich Viki an nichts erinnern? Dieser Abend lässt sie nicht los und soll sie auch noch lange begleiten, denn dieser Junge taucht in ihren Kopf immer wieder auf. Was soll das bedeuten? Sie ist doch nicht verliebt? Das geht doch nicht, oder doch?

Ganz ehrlich mich hat das Cover so gar nicht angesprochen und der Titel ist zwar witzig, aber naja, eben dieses typische Jugend-Schul-Liebe-Ding. Ich war also extrem skeptisch mit diesem Buch und seinem Inhalt und was wurde ich überrascht. Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet, das so eine tiefe, ernste und bewegende Geschichte darin schlummert. Ich würde schon sagen, dass dieses Buch ein kleiner Schatz ist und vieles im Leben widerspiegelt, denn dieses ist nicht perfekt und was offensichtlich ist, heißt noch lange nicht, das es auch so ist.
Wir werden direkt in Vikis Leben geworfen und sehen schwarz. Schwarze Klamotten, schwarzer Humor und schwarze Grundeinstellung. Ihre Mutter ist früh verstorben, ihr Vater ein Säufer, sie steht mit allem alleine da und trägt es still selbst mit sich rum. Ihre Freunde wissen zwar von ihrer Situation, aber so richtig den Ernst der Lage erkannt haben sie nicht, weil Viki das alles abblockt und eher mit sich selbst ausmacht. Im Laufe der Zeit hat sie einfach ein großes Schutzschild aufgebaut, wo sie selten jemand hinter Gucken lässt, außerdem schämt sie sich dafür und will keinen zur Last fallen. So ist sie es gewohnt alles alleine zu schaffen und egal wie und dann lernt sie Jay kennen. Naja, kennen ist zu viel gesagt, ihr erstes richtiges Zusammentreffen ist ja eher hinter einer Wolke aus Dope und die Missverständnisse führen erst zu weiteren Begegnungen.
Jay ist nach außen hin, der Typ, dem alles zufliegt. In der Schule ein Ass, vor Mädchen kann er sich nicht retten, reiches Elternhaus und immer ein lockerer Spruch auf den Lippen. Klar schaut er auch noch gut aus, und wenn wir ihn sehen, denken wir, der hat alles und dann schmeißt er einfach alles hin. Nach der einen Nacht verlässt Jay die Schule und blockt sein komplettes altes Leben ab und aus, nur Viki ist für ihn interessant genug um sie in sein Leben zu lassen, aber auch hier gibt es Geheimnisse, die wir nicht leicht entziffern können. So bleibt er lange sehr süß und geheimnisvoll. 
Ich muss der Autorin ein ganz großes Lob aussprechen für ihre beiden Hauptfiguren, ich mochte beide von Anfang an und das, wo sie doch so unterschiedlich sind. Überhaupt hat sie in ihrer Geschichte Themen und Lebenssituationen aufgegriffen, die zum einen unter der Dunkelziffer laufen und zum anderen unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. So haben wir in Vikis Leben die ganzen sozialen Probleme einer vernachlässigten Jugendlichen und im Gegensatz dazu Jays wohlbehütetes Zuhause mit einem ganz anderen Sorgenfall, das werde ich natürlich jetzt nicht verraten, denn ich musste, mir dafür die Fingernägel fasst abknabbern, um das herauszufinden und das solltet ihr auch. Nicht die Nägel, sondern es herausfinden. Dieses Spiel mit den Sorgen, Problemen und den erwachten Gefühlen ist verdammt gut in Szene gesetzt und man fühlt so stark mit, dass es wirklich stellenweise fast weh tut. Beide sind sich nicht klar, wie viel sie geben möchten, wie ehrlich man sein sollte, beide haben Angst vor der Verletzung und doch zieht es sie immer wieder zueinander. Jay und Viki geben sich gegenseitig so viel Halt und was leiden wir Leser mit diesem wunderbaren Paar mit. 
Die Art wie die Geschichte erzählt wird, rundet das alles noch perfekt ab und der schwarze Humor darin tut sein Übriges. Die Autorin erzählt locker und leicht, lässt uns über die witzigen Überschriften lachen und wir merken gar nicht sofort, wie tief uns die geballten Gefühle später treffen werden. Was mir auch besonders gut gefallen hat, ist ihr Bild von den Jugendlichen, sie nimmt hier kein Blatt vor dem Mund, da wird geraucht, gekifft, getrunken und Mädels abschleppt. Ich fand es so realistisch und ehrlich widergespiegelt, nicht das ich, dass gut finde, aber man findet einfach das jetzige Jugendverhalten wieder. Hier wird ganz stark gezeigt das, das Leben nicht einfach ist, aber das es sich lohn für bestimmte Dinge zu kämpfen und auch Opfer zubringen.
Ach, was soll ich euch noch sagen, mir hat diese Geschichte so unglaublich gut gefallen, dass ich sie an einem Tag aus hatte. Diese beiden Figuren müsst ihr einfach kennenlernen, denn es lohnt sich. Eine ernste und doch hoffnungsvolle süße Liebesgeschichte. Ganz klare Leseempfehlung.