Starkes Ende
Bewertet mit 3.5 Sternen
Chrissy wächst in einem Problemviertel auf, gewalttätiger Stiefvater, abhängige Mutter, und träumt schon lange davon, ihr Abitur zu machen und es dort raus zu schaffen. Da scheint das Angebot des renaumierten Heinrich-Heine Gmynasiums genau zum richtigen Zeitpunkt zu kommen, denn Chrissy bekommt die Chance, für ein "Sozialexperiment" die Schule zu wechseln und ihr Abitur dort zu machen. Doch mit dem Schulwechsel lösen sich leider ihre familiären Probleme zuhause nicht in Rauch auf.
Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die Sprache ist einfach gehalten und es lässt sich flüssig lesen.
Die Charaktere haben mir alle sehr gut gefallen und sie waren von ihren Eigenschaften und von der Persönlichkeit abwechslungsreich und vielfältig. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Chrissy und ihr bester Freund Tjard. Die Beziehung der beiden ist sehr innig und besonders, da sie viel gemeinsam erlebt haben und immer für den anderen da sind. Ich bewundere ihre Freundschaft und finde es toll, dass sie sich gegenseitig so viel Halt geben, um in ihrem sozialen Umfeld klarzukommen. Für beide bedeutet Chrissys Schulwechsel eine Veränderung und auch wenn T sich für sie freut, schwingt gleichzeitig die Angst mit, dass ihre Freundschaft darunter leidet. Dennoch halten die beiden zusammen und auch Alex schafft es nicht, sich zwischen sie zu drängen. Ich konnte mich in alle drei Hauptpersonen sehr gut hinein versetzen und fand sie authentisch beschrieben. An vielen Stelle hatte ich Mitleid mit Chrissy und wollte mir gar nicht vorstellen, wie vielen Kindern und Jugendlichen es ähnlich geht wie ihr. Die Personen sind definitiv eine Stärke für mich in dem Buch.
Inhaltlich hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Für mich ging manchmal der rote Faden in dem Buch etwas verloren, weil es viele Baustellen gibt, die parallel angegangen werden. Auch wenn das Ganze vordergründig als Sozialexperiment verkauft wird, spielt diese Geschichte lange Zeit keine Rolle mehr. Stattdessen stehen Chrissys Eingewöhnung, Konflikte mit Klassenkameraden, Annäherungsversuche und Freundschaften, sowie die Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter im Vordergrund. Für mich waren das teilweise zu viele Probleme auf einmal, die alle gleich wichtig waren. Ich habe mich gefragt, worum es in dem Buch eigentlich gehen soll, Sozialexperiment, Liebesgeschichte, Freundschaft, Familiendrama?!
Das letzte Drittel des Buches erschien mir dagegen wieder etwas fokussierter. Es gibt einen heftigen Zwischenfall, doch danach fand ich es richtig stark.