Rezension

Starkes, wenn auch kurzes Debüt

Weißer Asphalt - Tobias Wilhelm

Weißer Asphalt
von Tobias Wilhelm

Bewertet mit 5 Sternen

Schlägereien und Dealerei sind neben der Schule das tägliche Geschäft des jugendlichen Protagonisten in diesem Buch. Seinen Lebensunterhalt verdient er damit ein wenig Gras zu verticken. In einem recht früh im Buch beschriebenen Straßenkampf tritt die zusammengewürfelte Truppe aus Bosniern, Jugoslawen, Türken gegen die Russen vom Stadtrand an. Die Schilderung dieses Aufeinandertreffens ist kurz und brutal und spiegelt den dynamischen Erzählstil des Buches wieder. Die Sprache, derer sich Tobias Wilhelm in seinem Debüt bedient, ist authentisch – man fühlt sich in die Welt dieses Jugendlichen direkt hineinversetzt.
Bis er die Gelegenheit bekommt Koks zu verkaufen, ist dies seine Routine. Seine Freizeit verbringt der Jugendliche, seit er aus dem Jugendknast auf Bewährung entlassen wurde, meistens mit seinen Freunden Fabio, Sascha und Ariano. Im Laufe der kurzen Geschichte kommen aber noch mehr Randfiguren dazu, die man aufgrund ihrer prägenden Geschichten oder Charaktereigenschaften allerdings gut auseinanderhalten kann.
Als er mit Dana zusammenkommt, die sich ein besseres Leben wünscht und bald ihr Studium aufnimmt, lässt er sich von ihr mitziehen und möchte sein Leben umkrempeln. Dann packt ihn jedoch seine Vergangenheit wieder, als ihm die Sporttasche voller Kokain geklaut wird und er sich beim Täter rächt.

 
Das Buch hätte meines Erachtens noch wesentlich mehr Potential gehabt. Es ist ein Verhängnis, dass es so fesselnd beschrieben ist und gleichzeitig nur so kurz. Das Ende kam ziemlich plötzlich. Der Autor hat aber ein Debüt hingelegt, das Interesse weckt seine kommenden Werke im Auge zu behalten!

Kommentare

Emswashed kommentierte am 25. Oktober 2019 um 08:49

Besser kurz und gut, als lang und.... na Du weißt schon. ;-) Ich bezweifle, dass ich mich heute noch in die Sprache der Jugend hineinversetzen könnte, vielleicht ist es daher gut, ab und zu darüber zu lesen.

Paperboat kommentierte am 02. November 2019 um 17:54

Ach, wobei ich sagen muss, dass ich die Sprache dieses Buches gut verstanden hab. Ein Verwandter, der nicht ganz so heftig drauf war wie der Protagonist, hat mit seinen Ghetto-Kollegen genau den gleichen Slang angeschlagen.