Rezension

Statt Hygge: Politisch brisanter Ausflug nach Dänemark

SØG. Schwarzer Himmel -

SØG. Schwarzer Himmel
von Jens Henrik Jensen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der zweite Teil der Nina-Portland-Trilogie "SØG - Schwarzer Himmel" übertrifft den ersten Teil bei Weitem. Ein am Anfang nicht so leicht zu durchschauender Hintergrund trifft auf aufwändig und lebendig gestaltete Charaktere. Hier erkennt man den Autor der erfolgreichen Oxen-Reihe Jens Henrik Jensen gut wieder.

Zum Inhalt

Am Hafen von Esbjerg wird nach einem heftigen Gewitter die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden. Schnell bekommt er den Namen Kohlenmann und wird ein Rätsel für Nina Portland von der Polizei in Esbjerg. Seine Identität ist nicht so schnell zu ermitteln und wurde er ganz offensichtlich vor seinem Tod gefoltert. Mit ihren Kollegen stösst Nina schnell an ihre Grenzen. Auch weitere Todesfälle lassen das Geschehen zunächst im Dunkeln. Erst ihre Begegnung mit Ib Munsk, einem autistischen Vogelliebhaber, bringt Bewegung ins Spiel. Denn was er gesehen hat, erregt nicht nur Ninas Interesse, sondern eröffnet die Spielarena großer politischer Mächte und Geheimdienste in Europa. 

Mein Eindruck

Jens Henrik Jensen ist vor allem bekannt durch die OXEN-Reihe. Eine "Trilogie", die im nächsten Jahr in die fünfte Runde geht. Mit der Nina-Portland-Reihe werden nun Geschichten neu aufgelegt, die bereits 2004 bis 2010 entstanden sind. Auch hierzulande waren die ersten beiden Teile bereits in den 2000ern im Piper Verlag erhältlich. Natürlich liegt es nahe, dass man hier auf der Erfolgswelle des Autors nachlegen möchte und "alten Kram" überarbeitet erneut veröffentlicht.
Letztlich kommt es aber auf die Geschichte an, die eben - fast schon historisch - vor rund 15 Jahren spielt und die politisch betrachtet von der Realität bereits überholt wurde. Dies im Hinterkopf ergibt sich aber ein schlüssiges und spannendes Gesamtbild. 
Der zweite Teil dieser Trilogie ist spannend. Er übertrifft den ersten Teil "SØG - Dunkel liegt die See" in meinen Augen um Meilen. Die bereits bekannten Charaktere bekommen jetzt noch mehr Farbe und werden viel lebendiger. Sie agieren in einer Geschichte, die ausgeklügelt aufgebaut wird. Aus vielen Ecken und Winkeln schält sich aus einem (un-)gewöhnlichen Mord eine immer politischer werdende, spannende Entwicklung heraus. Als Leser reist man mit der Protagonistin gemeinsam nicht nur in ihre Heimat Dänemark, sondern auch in die Türkei und Deutschland. Die verleiht dieser Geschichte einen weiteren, besonderen Flair. 
Die Charaktere, allen voran Nina Portland, sind toll gezeichnet. Als alleinerziehende Mutter hat sie in Ihrem Job natürlich ihre ganz besonderen Probleme, die nur durch starke familäre Verbindungen lösbar sind. Diesen Portland-Clan empfinde ich vom Autor sehr liebevoll beschrieben. Aber auch Ninas Kollegen und weitere Personen sind für den Leser gut greifbar, obwohl Nina vor allem eine Einzelgängerin mit ihren ganz eigenen Vorstellungen zur Polizeiarbeit agiert.
Die Ermittlungen in der Geschichte gehen zunächst nicht sehr schnell voran. Dennoch stellt sich nicht das Gefühl unendlicher Längen ein. Das Interesse wird durch Schreibstil und Kapitelaufbau durchgehend am Laufen gehalten. 

Mein Fazit

Der zweite "SØG-Teil" ist eine gelungene Fortsetzung. Hier kommen tolle Charaktere und eine sich immer größer aufbauende, sehr gut konstruierte Handlung zusammen. Irritierend ist zunächst die zeitliche Einordnung, auf die man nicht vorbereitet wird. Trotzdem bliebt alles nachvollziehbar und ergibt insgesamt einen sehr ausgewogenen und empfehlenswerten Thriller.