Rezension

Steampunk-Krimi mit romantisch-queerer Note

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019 - C. L. Polk

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
von C. L. Polk

Bewertet mit 4.5 Sternen

Witchmark: Die Spur der Toten ist ein fluffiger, aber durchaus anspruchsvoller Steampunk-Krimi mit romantisch-queerer Note. Ein Debüt vor dem ich den Hut (oder besser: den Zylinder) ziehe.

Eigentlich will Dr. Miles Singer doch nur ein einfaches, freies Leben führen und seinen Patienten helfen. Viele der heimgekehrten Soldaten, die er als Psychiater in der Veteranenklinik betreut, leiden unter einer unerklärlichen Krankheit. Sind psychisch instabil und neigen zu Amokläufen. Doch als der gutaussehende Gentleman mit einem sterbenden Mann auf seinen Armen aus der Kutsche steigt, bricht Miles Kartenhaus wohlgehüteter Geheimnisse unaufhaltsam zusammen.

Der sterbende Mann weiß mehr über Miles, als ihm lieb ist. Überhaupt scheint er zu viel zu wissen. Denn er wurde vergiftet. Und der elegante Gentleman Tristan Hunter zeigt wesentlich mehr Interesse an dem Vorgehen und der Aufklärung diesen Verbrechens als man erwarten könnte. Gemeinsam gehen die beiden den Dingen auf den Grund und decken Machenschaften auf, die Miles schlimmsten Albträumen entspringen.

Eine Welt voller Geheimnisse, Zwänge und Intrigen

C. L. Polks Debütroman Witchmark: Die Spur der Toten entführt uns in ein Gaslicht erleuchtetes, viktorianisches Zeitalter. Besonders die Reichen genießen die Vorzüge technischer Spielereien und magischer Macht. Doch die Energie dieses klassischen Steampunk-Szenarios stammt nicht von Dampfmaschinen, sondern aus einer mysteriösen Kraft namens Aether.

Das Klima in Aeland wird von der adeligen Oberschicht mittels Magie gesteuert. Nur ihre Magie ist anerkannt. Alle anderen Magiebegabten gelten als dem Wahnsinn verfallene Hexen – werden weggesperrt. Es ist eine Welt voller Geheimnisse, Zwänge und Intrigen.

Andererseits ist es eine tolerante Welt, in der Männer und Frauen gleichberechtigt sind und auch gleichgeschlechtliche Liebe akzeptiert wird (solange sie der Produktion von Erben nicht im Wege steht).

Noch viel Raum für tiefere Einblicke

Ich fühlte mich vom ersten Moment an wohl, an Miles Seite. Ich dachte nicht über das Wie und Warum nach, sondern ließ mich einfach in dieses magische Gaslight-Universum fallen. Es ist logisch konstruiert, mit nachvollziehbaren Magieregeln und mächtigen mythologischen Wesen, die sich meist aus dem Leben der Menschen raushalten. Meist.

Ich begleitete Miles und Tristan so gerne dabei, wie sich aus ihrer Schwärmerei füreinander eine selbstverständliche, dezente Liebesgeschichte entwickelte. Die Beziehung der beiden webt sich stimmig durch die Erzählung.

Universum und Charaktere geben noch viel Raum für tiefere Einblicke und weitere Intrigen. Ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Band, der zumindest im kanadischen Original für Februar angekündigt ist.