Rezension

Steckt in dir ein Mörder?

Infernale - Sophie Jordan

Infernale
von Sophie Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT
Gewalttaten nehmen auf der ganzen Welt stetig zu. Besonders in den USA kann mit dem anwachsenden Schwall an Mördern und Verbrechern kaum noch Sicherheit geboten werden - ein Sündenbock muss her. Ein Großteilt der Gewaltverbrecher hat nachweislich ein sogenanntes Mördergen in ihrer DNS und mit der wachsenden Angst und Panik, sollen nun alle Bürgerinnen und Bürger der USA auf das Mördergern HTS (Homicidal Tendency Syndrome) getestet werden. Zunächst werden alle positiv getesteten Bürger, aufgrund ihres potentiell höher eingestuften Hang zu Verbrechen, nur eingeschränkt isoliert. Dazu zählen monatliche Besuche beim Bewährungshelfer oder Schulklassen speziell für jugendliche Träger des Mördergens. Für Musterschülerin Davy bricht eine Welt zusammen als Trägerin des Gens identifiziert zu werden, denn nun muss sie ihre Privatschule, Freunde und Zukunftsaussichten hinter sich lassen und ihr Leben als Geächtete fortsetzen.
 
MEINUNG
Der Plot hörte sich für mich bereits in der Programmvorschau unglaublich spannend an und somit ist das Buch direkt auf meiner Wunschliste gelandet. Zu meinem Geburtstag im Februar habe ich es dann kurz nach der Veröffentlichung erhalten, aber bin trotz Vorfreude nicht zum Lesen gekommen. Auf der Leipziger Buchmesse haben Philip und Saskia dann von ihrer Enttäuschung berichtet, da sie das Hörbuch auf der Hinfahrt zur Messe gemeinsam gehört haben. Beide waren von der Umsetzung des interessanten Plots weniger begeistert und somit hat es sich immer weiter verzögert, dass ich zu Infernale gegriffen habe. Letzte Woche habe ich mich dann doch durchgerungen, weil ich das Buch ja bereits hatte und es somit auch eine Chance verdient hat.

Anders als den beiden, und vielen anderen Bloggern, hat mir Infernale wirklich gut gefallen. Auch wenn viele Stellen vorhersehbar waren, hat mich der ein oder andere Twist doch überrascht. Die Charaktere waren durchaus Klischee, aber an jeder x-beliebigen High School findet man eben diese Charaktere. Das beliebte Mädchen, dem alles in den Schoß zu fallen scheint; der knallharte Draufgänger, der doch eine sensible Seite hat; der schüchterne Nerd, der Mut entwickelt; der nette und sportliche Schönling, der eigentlich doch ein Arsch ist. Man findet diese zwar in jedem Jugendbuch, aber meiner Meinung nach auch im wahren Leben. Ein großer Pluspunkt für mich war das fehlende Love Triangle.

Auch wenn nicht alle Charaktere eine wirklich gravierende Entwicklung mitgemacht haben, konnte ich mich in alle gut reinversetzen und habe besonders mit der Protagonistin Davy mitgefühlt. Ihre Bemühungen mit der Situation klar zu kommen haben nur bedingt funktioniert und ihre (für manche vielleicht nervige) Verzweiflung war für mich durchaus nachvollziehbar. Für mich hat sie die größte Entwicklung durchgemacht, welche stellenweise zwar etwas abrupt war, aber nicht unrealistisch und im Rahmen des Möglichen. Die kleine Liebesgeschichte zwischen zwei Trägern ist das Tüpfelchen auf dem i und hat mir gut gefallen, da diese nicht im Vordergrund stand. Sean konnte mich durch seine sympathische Art sofort überzeugen und sein Charakter (harte Schale, weicher Kern) wurde gut dargstellt. Seine Welt lässt es für ihn nicht zu nach außen weich zu wirken, denn es heißt fressen oder gefressen werden. Im Buch wird nämlich enthüllt, was mit schwachen Trägern passiert. Träger zählen in der Gesellschaft nichts und so gilt das Wort eines Trägers nichts gegen das eines "Normalen". Somit werden schwache Träger häufig ausgenutzt und müssen mit der Schikane aller leben.

Dass ich mich gut in die Charaktere und Geschichte selbst hineinversetzen konnte, liegt wohl an dem lockeren und angenehmen Schreibstil. Dieser ist für ein Jugendbuch äußerst passend und hat das doch heftigere Thema gut erfasst, aber nicht in die Magen umdrehende Brutalität abdriften lassen. Gerade am Anfang wird man in die idyllische heile Welt von Davy eingeführt, welche langsam zu bröckeln beginnt und eine beklemmende Atmosphäre annimmt. Der Umschwung war für mich super spannend, so dass ich Infernale an nur einem Tag durch hatte. Besonders die realistische Zukunftsvision hat mich immer wieder sprachlos gemacht. Menschen brauchen nun mal einen Sündenbock für alles Schlechte in der Welt und so gibt es nur einen schmalen Grat im Kampf zwischen Selbstbestimmung und Fremdbestimmung.

FAZIT
Ich freue mich bereits jetzt auf die Fortsetzung und kann das Buch jedem empfehlen, der dystopische Jugendbücher gepaart mit Action und Liebe verschlingt. Ein bedrückendes Szenario, welches gut umgesetzt wurde und von mir 4 von 5 Punkten erhält.