Rezension

Steinerne Gärten - steinerne Herzen

Der Kies muss weg - Tjards Wendebourg

Der Kies muss weg
von Tjards Wendebourg

Bewertet mit 5 Sternen

Ach, wenn doch alle, die dieses Buch betrifft, es auch lesen würden!

Ein frommer Wunsch, der wohl nicht erhört wird, fürchte ich. Das ist schade, sehr schade. Denn das Büchlein ist klug und humorvoll geschrieben, sehr informativ, dazu modern gestaltet, an manchen Stellen mit QR-Codes versehen. Erschreckende Fotos belegen die erschreckenden Textteile. Aber auch hoffnungsvolle Ideen hat der Autor angefügt. Er klärt sehr umfassend auf, weshalb die „Verschotterung“ der Vorgärten nichts als Nachteile mit sich bringt.  

 

Tjards Wendebourg provoziert, er schont die Leute nicht, die den Vorgarten als Satire seiner selbst mit Steinen zupflastern oder zuschütten. Er entlarvt sie als hörig dem vermeintlichen Modetrend. Er hält denen den Spiegel vor, die solche Steinwüsten für modern halten und glauben, der Nachbar würde sie für besonders ordentlich halten, wenn keine Pflanzen die besenreine Steinfläche stören. Man möchte den Steinwüsten-Gestaltern am liebsten Wort für Wort vorlesen: Steine sind nicht pflegeleicht! Im Gegenteil. Kostengünstig sind sie auch nicht. Sie haben nichts mit Natur zu tun, sie sind naturfeindlich und umweltschädlich. Sie sind der Tod der Artenvielfalt. Da hilft es auch nicht, halbherzig stattdessen ein kleines Insektenhotel aufzuhängen. Wobei festzuhalten ist: Nicht die Steine an sich sind schuld, sondern die Lieblosigkeit, die Geschmacklosigkeit ihres Einsatzes. Steine dürfen sein, aber mit der Natur als Vorbild, das heißt organisch-lebendig eingesetzt im Einklang mit der Natur. Grüne Vorgärten können pflegeleicht gestaltet werden, sie leben, sie atmen. Nicht zu vergessen: Ein Garten macht keine Arbeit, sondern Freude. Steine machen nur Arbeit, nichts sonst.

 

Am beeindruckendsten war für mich der Abschnitt aus dem Grundgesetz Artikel 14 (2): „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

Nicht umsonst ist dem Buch eine Postkarte angefügt (mit QR-Code zum Selbstausdrucken), die man in so manchen Briefkasten werfen könnte – in der Hoffnung, das eine oder andere steinerne Herz zu erreichen…