Rezension

Stelle dich deiner Vergangenheit ...

Das Rachespiel - Arno Strobel

Das Rachespiel
von Arno Strobel

Bewertet mit 5 Sternen

Eine kleine Familie, ein Haus, eine gutlaufende Softwarefirma. Frank Geissler kann sich nicht beschweren. Als ihm eines Tages einen silbernen Memorystick ohne Begleitschreiben oder Erklärung zugesendet wird, denkt er zunächst noch an eine Art Marketing. Gehe morgen, Sonntag, um Punkt zwölf auf diese Seite. Und kein Wort. Zu niemandem. Es geht um ein Leben. http://www.das-spiel.to. Trotz anfänglicher Bedenken lässt sich Frank von den Worten locken und klickt sich auf die Internetseite ein. Ein Spiel auf Leben und Tod, welches nicht nur ihn, sondern auch seine Familie bedroht beginnt.

Abgesehen vom Autorennamen und dem Buchtitel befindet sich auf dem Cover des Buches nur ein in einem Lichtkegel zusammengekauerter, fast nackter, von Dunkelheit umgebener Mann. Ein Bild das Angst und Einsamkeit vermittelt.

„Erfüllst du deine Aufgabe, kommt er frei. Erfüllst du sie nicht, wird er sterben.“ Frank hat mit allem gerechnet, doch das, was sich dort auf seinem Bildschirm abspielt lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Ratten fallen über einen nackten, am Boden gefesselten Mann her, beißen sich in dessen Körper.

Immer noch hofft Frank, dass es sich um ein gefaktes Video handelt, dass ihm irgendjemand nur einen Streich spielen will. Doch Hals über Kopf gerät alles außer Kontrolle, holt ihn die Vergangenheit ein und lässt ihn mehr als nur einmal zweifeln und verzweifeln.

Das Rachespiel beginnt mit einem Zitat von Manfred Hinrich: „Schuld stirbt in Vergebung oder tötet“. Damit ist schon fast alles gesagt. Sozusagen die Essenz des Thrillers welcher sich in zwei Handlungssträngen teilt. Die Gegenwart, teilweise mit Uhrzeiten gekennzeichnet, wird durch den Erzählstrang „Damals“ unterbrochen. Dieser erklärt dem Leser nach und nach, wie es zum Rachespiel kommen konnte, ohne die Lösung zu früh zu verraten. Arno Strobel spannt einen Spannungsbogen ausgesprochen stramm, so dass an ein Beiseitelegen des Buches nicht zu denken ist.

Mein erster Gedanke? Arno Strobel will seinen Lesern dieses Mal RICHTIG Angst einjagen. Es sei vorweg genommen, er schafft es.

Als erprobte Thriller-Leserin konnten mich die ersten Kapitel nicht wirklich schocken und ich wähnte mich in sicheren Gefilden. Doch dann kippt die Geschichte. Der Autor potenziert die Urängste der Menschen. Er schließt seine Figuren ein, nimmt ihnen die Orientierung, hungert sie aus und hetzt sie gegeneinander auf. Gut und Böse verlieren in der Dunkelheit ihre Konturen. Zu allem Überfluss bringt Arno Strobel noch den Faktor Ratten ins Spiel – für die meisten Menschen schon per se der blanke Horror – in Verbindung mit der bedrückenden Umgebung werden viele während und nach dem Lesen der Lektüre kratzende Geräusche oder hier und da glauben ein leises Fiepen zu hören.

Habe ich mich in meiner Rezension zu „Der Sarg“ noch darüber beschwert, dass mir die Dialoge zu flach seien, kann ich mich dieses Mal nicht beschweren. Sie sind auf den Punkt und untermalen die Situationen deutlich, vermitteln das Grauen immer wieder auf ein Neues.

Fazit: Bitte mehr davon.

Leseempfehlung? Selbstverständlich.

Für wen? Jeden, der sich traut sich seinen Ängsten zu stellen.