Rezension

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Machine Stops - Forster E. M. Forster

Machine Stops
von Forster E. M. Forster

Bewertet mit 4.5 Sternen

... es gäbe nichts mehr, worüber Sie sich Gedanken machen müssten. Sämtliche Bedürfnisse werden per Knopfdruck erfüllt – Essen, Schlafen, Kommunikation, ja sogar die Luft zum Atmen stehen immer bereit, sind jederzeit abrufbar und vereinheitlicht. Eigene Erfahrungen zu machen gilt als verwerflich und Berührungen oder direkter Kontakt zu anderen Menschen sind unnötig und unerwünscht. DIE MASCHINE, ein Supercomputer, kontolliert alles und jeden. Das letzte verbliebene Druckwerk ist das Handbuch der Maschine, welches als Bibel gilt, in dem die Unfehlbarkeit stets nachgelesen werden kann. Die Menschen leben unter der Erde in wabenförmigen Kapseln und haben jeden Bezug zur Natur verloren.

Doch es gibt einen jungen Mann, der wissbegierig und neugierig ist. Kuno ist nicht angepasst und findet einen Weg, unerlaubt an die Oberfläche zu gelangen. Als er seine Mutter Vashti um ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht bittet, reist sie schließlich nach langem Zögern widerstrebend zu ihm. Sein Bericht erschüttert sie zwar aber kann die Ketten ihres festgefahrenen Denkmusters nicht sprengen.

Erst als Kuno später andeutet, dass DIE MASCHINE nicht mehr lange funktionieren wird und sich Unregelmäßigkeiten und Fehler häufen, bröckelt ihr Weltbild allmählich. Und dann steht DIE MASCHINE plötzlich still.

Leseeindruck & Fazit

Was für eine beeindruckende Novelle, verfasst von dem gerade mal dreißigjährigen Edward Morgan Forster, der bereits 1909 einen beinahe angsteinflößenden Weitblick bewiesen hat. Denn mal abgesehen davon, dass wir nicht ausschließlich unter der Erde leben, trifft Vieles von der hier beschriebenen Technologie und unser Umgang mit dieser auf unsere heutige Zeit zu. Und deshalb liest sich diese dystopische Erzählung auch wie eine Warnung. Sie ist ein Appell an die Leser, sich selbst und die geschaffene Abhängigkeit von Maschinen (Internet) zu reflektieren, die Natur – unsere Natur – nicht außer Acht zu lassen.
Und so liest man die letzte Zeile dieses Buches und sieht sich unwillkürlich mit einiger unangenehmen Frage konfrontiert: Kann ich selbst noch in einer Welt ohne Computer und Internet leben? Wer diese Frage mit "Nein" beantworten muss, der sollte zumindest sein Tun überdenken und sich bewusst machen, wie viel er von sich selbst preisgibt und freizügig mit der Welt teilt. Selbstbestimmung ist ein wichtiges Merkmal des Menschseins und darf deshalb nicht verloren gehen.
"The Machine Stops" (Deutsch: "Die Maschine steht still") ist eine unbedingt lesenswerte Novelle, die zu Recht 1965 zu einer der besten Erzählungen aller Zeiten gewählt wurde. In ihrer Kürze ist sie unglaublich dicht geschrieben und hallt noch sehr lange nach.