Rezension

stellenweise spannend, dann wieder verworren

Im weißen Kreis - Oliver Bottini

Im weißen Kreis
von Oliver Bottini

Rezension ,,Im weißen Kreis" von Oliver Bottini

Im weißen Kreis ist der 6. Band um die Ermittlerin Louise Boni. Das Buch ist mit 300 Seiten am 15.10.15 im Dumont Verlag erschienen.
 

Inhalt:

Louise Bonì, Hauptkommissarin der Kripo Freiburg, erhält von einer Informantin den Hinweis, dass ein Mann zwei Waffen bei russischen Kriminellen gekauft habe. Louise geht der Sache nach, um ein mögliches Verbrechen zu verhindern. Ihre Ermittlungen führen sie in die Neonazi- Szene, und durch einen Zeitungsartikel stößt sie auf ein »perfektes Opfer «: Ludwig Kabangu, ein Ruander, der von der Universität Freiburg die Gebeine eines Ahnen zurückfordert. Deutsche Wissenschaftler hatten diese hundert Jahre zuvor zum Zweck der Rassenforschung nach Freiburg gebracht. Um ihn zu schützen, begleitet Louise Kabangu – und tatsächlich werden sie kurz darauf von zwei bewaffneten Männern überfallen. In höchster Not greift überraschend ein Sondereinsatzkommando ein und tötet die Angreifer – ein Einsatz, der offenbar vom Innenministerium in Stuttgart angeordnet wurde. Doch weshalb und in wessen Auftrag handelten die Täter? Als wenig später Louises Informantin ermordet wird, ist klar, dass die Gefahr für Ludwig Kabangu noch nicht vorbei ist … (Klappentext)
 

Autor:

Oliver Bottini wurde am 21. April 1965 in Nürnberg geboren. Er ist deutscher Schriftsteller und Journalist. Seine Jugend verbrachte Bottini in München, welches er nach dem Gymnasium und Zivildienst verließ, um sich den Traum eines anderen Lebens zu erfüllen: Für ein halbes Jahr bereiste er Australien und Neuseeland. Nach dieser Zeit fasste er den Entschluss, vorbereitend als beruflichen Weg des Autors, Germanistik, Italianistik sowie Markt- und Werbepsychologie an der LMU in München zu studieren. Seit 1995 ist er als freiberuflicher Lektor und Autor tätig und widmet sich in seiner Freizeit sportlichen Aktivitäten, wie Kung Fu und Qi Gong. 1999 und 2001 erhält Oliver Bottini erste Literaturstipendien von der Stadt München und der Bertelsmannstiftung. Um sich beruflich ein zweites Standbein zu sichern, geht Bottini 2001 einer zweijährigen Ausbildung in Familien- und Wirtschafts- Mediation nach. Der Durchbruch Bottinis kommt für ihn mit dem Kriminalroman „Mord im Zeichen des Zen“, für den er 2005 den 3.Platz des Deutschen Krimi Preises empfangen darf. Der Roman Sommer der Mörder, der 2006 erscheint, steht zweimal auf der KrimiWelt-Bestenliste und ebenfalls wieder den 3. Platz des Deutschen Krimi Preises. Für seinen dritten Roman verbrachte der Münchener zu Recherchezwecken drei Monate im kroatischen Osijek. In seinen Kriminalromanen entwirft Bottini die Freiburger Hauptkommissarin Louise Bonì. Mit sehr viel Bedacht und hinreichend Zeit wachsen seine Romane, die vor Spannung, Humor und Struktur glänzen. (Autoreninfo)
 

Cover:

Das Cover finde ich sehr gelungen. Es ist einfach stimmig und mal etwas neues mit Wiedererkennungswert. Auch hinter dem Cover verbirgt sich noch ein gutes Motiv mit guten Farben..
 

Charaktere:

Hauptperson in der Geschichte ist  Louise Boni. Sie ist eine bemühte Polizeibeamtin in Freiburg, die nun in einem neuen Fall von Rechtsextremismus gerufen wird.
Sie ist soweit sympathisch, auch wenn ich die andauernden Erinnerungen an ihren verstorbenen Ex-Chef nervig finde. Das hätte man nicht so oft bennenen müssen, dass sie ihn vermisst und wie er diese Situation gemeistert hätte usw.

Dann sind da noch viele verschiedene andere Charaktere. So wie z.B Kilian, der paar mal in  der Geschichte für 5 Minuten auftaucht, sodass man sich ihn nicht bildhaft vorstellen kann.
Ben Liebermann ist auch eine fragwürdige Person. Es scheint, als wären Louise und Ben ein Paar aber zugleich auch wieder nicht..
Meiner Meinung nach, hätte man die Personen ein wenig ausführlicher beschreiben können, um ihnen so ein Gesicht zu geben..
 

Meine Meinung:

Ich kannte bislang noch nichts von Oliver Bottini. Nur ein Buch ,,Ein paar Tage Licht" hatte sich fest schon auf meiner Wunschliste verankert.
Nun hatte ich das Glück, bei der Leserunde zu seinem neuen Buch ,,Im weißen Kreis"  dabei zu sein und habe endlich mal ein Buch von ihm gelesen.

Man wird ein wenig in das Buch hineingeworfen, alles geht ein wenig schnell. Wer ist wer und was macht wer sind die Hauptfragen, die man sich in den ersten Seiten stellt.
Dazu kam, dass der Schreibstil ein wenig gewöhnungsbedürftig ist mit kurzen, abgehackten Sätzen mit vielen Kommas, anstatt einem ,,und".
Daran gewöhnt man sich aber recht schnell und dann findet man diesen Schreibstil auch gut, er ist wie ein persönlicher Fingerabdruck.

An die ganzen Personen und an das Geschehen habe ich mich nicht ganz so schnell gewöhnen können. Leider kommen mir die Personen auch nicht sehr bildhaft vor. Der typische ,,Film im Kopf" wie man das aus manch anderen Büchern kennt, bleibt leider oft aus.

,,Zum ersten Mal machte sie sich bewusst, was sie längst ahnte: dass möglicherweise bald ein Moment kommen würde, in dem sie keine Sekunde zögern durfte, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen." S.111

Spannend wird es trotzdem. Gerade als man noch denkt, dass es doch ganz einfach wäre und man die Täter schon versucht zu entschlüsseln, wird man in ein riesiges Neonazi-Nest geworfen, sogar der Ku-Klux-Klan wird behandelt.
Das finde ich gut und die Umsetzung, dass auch der Staat etwas vertuscht bzw. dass es ihm mehr um Politik als um die Wahrheit geht ist wohl oft wahrheitsgetreu und somit realitätsnah.

"Ein Opportunist und Angeber, wollte als harter Mann gelten und schlug nur zu, wenn der Gegner unterlegen war, dann allerdings unerbittlich. Der vermutlich zum Radikalen geworden war, weil er sich im selbsterklärten Kampf gegen Minderheiten für männlich hielt." S.78

Den Bezug zu Afrika, näher gesagt zur ehemalig deutschen Kolonie Ruanda, finde ich auch gelungen. Man lernt dazu, damalig gelerntes wird wieder aufgefrischt.
Ich mag es immer sehr gerne, wenn man bei einem Krimi auch noch nebenbei was dazulernt.

,,Und hier sitze ich nun, in Deutschland, einer der Mörder von 1994, der vielleicht nur deshalb zum Mörder geworden ist, weil die Deutschen und die Belgier uns Ruander durch ihre rassistische Kolonialpolitik in verschiedene Ethnien unterteilt haben." S.281

Abschließend empfinde ich das Buch als lesenswert. Es ist ein guter durchschnittlicher Krimi für zwischendurch, der die dunklen Abgründe des Rechtsextremismus beleuchtet und behandelt.
Ich finde aber, dass man die vorherigen Bände lesen sollte, damit man besser und vorallem schneller zurecht kommt..