Rezension

Stellenweise witzig, sonst einfach nur schlecht

Rush of Love - Verführt - Abbi Glines

Rush of Love - Verführt
von Abbi Glines

Inhalt 
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Es war einmal ein armes armes Mädchen namens Blair. Nachdem sie jahrelang nur ihre verstorbene Mutter gepflegt und nie einen Fuß vor das Haus gesetzt hat, landet sie in der Höhle des Löwen. Weil sie nirgendwo sonst hingehen kann, muss sie sich an ihre verbliebene Familie wenden. Niemand Geringeren als Rush, ihr Stiefbruder. Und wenn sie nicht gestorben sind, springen sie singend und lachend noch immer dem Sonnenuntergang entgegen...

Mein Eindruck
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Blair ist ein Mädchen, das einem so vorkommt, als wäre sie hinter dem Mond aufgewachsen. Selbstverständlich hat sie mit 19 Jahren noch keinen Topfen Alkohol angerührt, keinen nackten Männerhintern gesehen und Jungfrau ist sie natürlich auch noch. Wie gut das sich alles ändern wird, sobald sie Rush begegnet. Die Autorin hat aber eine Erklärung parat, denn Blair hat ihre kranke Mutter gepflegt und dabei anscheinend nie das Haus verlassen oder den Fernseher angemacht. Moment, doch! Sexfilmchen schaut sie sich im Fernsehen schon an, aber einen Hintern gabs da wohl nicht zu sehen. Ähm, klar. Das ist in etwa genauso logisch, wie sich eine (!) richtige Mahlzeit beim McDonald's zu holen. So geschehen auf Seite 42.

Aber bleiben wir beim Drehbuch. Nach dem Tod ihrer Mutter steht Blair mit nur wenig Geld in der Tasche da. Für den Anfang ist sie zunächst auf die Unterstützung ihrer verbliebenen Familie angewiesen. Und Vorhang auf für Rush: natürlich mega hot, aber auch mega verboten. Wie eine brünstige Kuh schmachtet Blair ihrem Stiefbruder ständig hinterher. Ich stelle mir das immer so vor, wie im Film. Zeitlumpen Einblendung nah auf halbnackten Oberkörper (oder nackten Hintern) von Rush, jetzt nah auf Blairs offenstehenden Mund, aus dem kontinuierlich der Sabber tropft. Sie erwischt sich auch selbst in Gedanken dabei, aber was soll's. Merkt ja bestimmt keiner.

Auffällig ist, dass die Autorin anscheinend ein gestörtes Männerbild hat. Blair arbeitet als Getränkemädchen auf einer Golfanlage. Dort gibt es offensichtlich nur Lustmolche, die nicht zum Golfen, sondern nur zum Gaffen und Flirten da sind. Selbstverständlich sieht Blair absolut umwerfend aus und ist ein wahrer Männermagnet. Zu dumm, dass Rush erst einmal die Finger von ihr lässt. Blair denkt, er kann sie einfach nicht leiden. Dass es vielleicht mit den heiklen Familienverhältnissen zusammenhängt, ist ihr natürlich nicht in den Sinn gekommen. Dafür hätte sie wahrscheinlich drei, statt der nur zwei vorhandenen Gehirnzellen gebraucht. 

Denn anders kann ich mir auch ihre Ansicht zur Verhütung nicht erklären. Hinterm Mond aufgewachsen hin oder her, aber das geht einfach gar nicht. Vor allem, weil schließlich zwei dazugehören. Für ein "New Aduld" Buch ist die dabei vermittelte Botschaft unverantwortlich.

Letzten Endes ist "Rush of love" eine äußerst billige Story, um die Protagonisten auf möglichst dramatische Weise ins Bett zu bekommen. An Naivität und unfreiwilliger Komik wird dabei nicht gespart. Obendrein sind die zweifelhaften Botschaften bezüglich der Verhütung absolut unnötig. Als wenn man das nicht hätte anders lösen können. Damit ich mich nicht weiter in Rage schreibe, gehe ich auf den Schreibstil des Buches erst gar nicht mehr ein.

Fazit
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Bei manchen Büchern verstehe ich einfach die Welt nicht mehr, weshalb sie Bestsellerlisten erobern. Sicherlich hat "Rush of love - Verführt" seinen Unterhaltungswert, doch wenn man die Hauptfigur irgendwann mit bloßen Händen erwürgen will, macht auch das keinen Spaß mehr. Konnte ich zu Beginn noch über einiges Lachen, war mir zum Ende hin nur noch zum Weinen zumute. Und nein, nicht weil ich so gerührt war.