Rezension

Stephen King für Zwischendurch

Joyland - Stephen King

Joyland
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

1973: Devin Jones hat gerade Semesterferien und will sich etwas Geld dazu verdienen. Also nimmt er einen Job als Saisonkraft im in die Tage gekommenen "Joyland" an und soll nun 3 Monate Spaß verkaufen. Doch ganz so unbekümmert wird es dann (logischerweise) nicht. Seine bis dato große Liebe Wendy macht per Brief mit ihm Schluss und er fällt in ein tiefes Loch. Auch seine Freunde können ihm nur schwerlich helfen. 
Er beschließt seinen Aufenthalt in Joyland zu verlängern, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Doch dann erfährt er, dass es in der Geisterbahn spuken soll, da dort eine junge Frau umgebracht wurde. Was hat es damit auf sich? Und was verbergen die schöne Frau und ihr behinderter Junge, die ganz allein am Strand leben? 

Meine Meinung

Das war ein typischer Stephen King und wiederum auch nicht.

Typisch war für mich die Detailverliebtheit und die Umgebungsbeschreibung, die eine unglaubliche Atmosphäre aufbauen; auch wenn diese bei weitem nicht an andere Romane heranreicht. Das ist aber ok, schließlich sind es auch nur wenige Seiten. Dennoch bin ich beim Lesen tief in "Joyland" versunken und konnte beinahe die Zuckerwatte schmecken.

Auch typisch (und gut!!!) waren einmal mehr die Charaktere, die so eindrucksvoll geschildert waren, dass man meinen könnte, man kenne sie seit 20 Jahren. Unser Protagonist Devin (oder "Jonesy") wird von allen Seiten beleuchtet. Wir erfahren viel über seine Gefühlswelt und seinen Hintergrund. King schreibt auch aus Sicht von Devin, daher sind wir immer sehr nah an ihm dran und erhalten Einblicke in seine Gedanken. Der Leser hat den gleichen Wissenstand wie Devin, daher war ich bei der Auflösung am Schluss ebenso überrascht wie er.

Die restlichen Charaktere sind ebenso vielseitig und vielschichtig, haben alle ihre eigene kleine Geschichte. So fühlte ich im Verlauf der Geschichte beispielsweise sehr mit dem Besitzer des Rummels mit, der um die seine Existenz kämpft.

Natürlich darf das Übernatürliche nicht fehlen. Alles beginnt mit dem Geist des ermordeten Mädchens. Im späteren Verlauf bekommt der Leser es dann auch mit Vorsehungen zu tun, die dann Stück um Stück im Showdown enden.

Und das ist dann auch, was ich als nicht ganz so typisch erachte. Der Horror fehlt etwas bzw. kommt das Übersinnliche nicht so zur Geltung wie es hätte sein können. Gerade aus der Frau und ihrem Sohn hätte er mehr machen können. Sicherlich waren sie wichtig und gut für die Handlung, aber so umschweifend wie sie angekündigt wurden, hatte ich eine höhere Erwartungshaltung.

Es fehlt auch 300 Seiten lang an Spannung. Sicher, es lässt sich super lesen und ist interessant, aber ein wirklicher Spannungsbogen trat für mich nicht auf. Erst auf den letzten 50 Seiten konnte ich mir dem Mitfiebern anfangen. Das war etwas schade.

Sprachlich - wie ich ja schon mehrfach erwähnt habe - wieder ein super Werk. Besonders hervorheben möchte ich die ganzen Beschreibungen rund um Zirkus und dergleichen. Hierin steckt viel Hintergrundwissen. Die Mitarbeiter des Zirkus haben ihre eigene "Sprache", die auf mich sehr authentisch gewirkt hat und somit natürlich auch zur Atmosphäre beiträgt.

Ich habe während des Lesens immer wieder an Kings Buch "Love" denken müssen. Das hatte zwar deutlich mehr Seiten, aber auch dort hat sich der Autor wieder einmal in den Details und Umschreibungen verloren und eine knisternde Spannung kam auch dort nicht auf. Ich fand "Love" super, aber ich weiß auch, dass viele es für ein sehr schwaches Werk halten. Und wenn "Love" auch an der kurzen Leine gehalten worden wäre wie "Joyland" hätte es jetzt sicherlich mehr Anhänger. Dies mal zu einem kurzen gedanklichen Ausflug. ;)

Fazit

Für mich war es wieder ein toller Stephen King, wenn auch nicht vergleichbar mit den Büchern, die ihn zum König des Horrors haben werden lassen.
Die Charaktere und der Zirkus wachsen dem Leser sofort ans Herz und man taucht augenblicklich in Devins Welt ein.
Allerdings fehlt es an Horrorelementen. Sie sind zwar vorhanden, hätten aber durchaus noch etwas ausgeschmückt werden können. Und natürlich sind 350 Seiten deutlich zu kurz. ;)