Rezension

Sterbebegleitung - unaufgeregt und echt

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster - Susann Pásztor

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
von Susann Pásztor

Bewertet mit 4 Sternen

Susann Pásztor lässt in diesem Buch drei Personen aufeinandertreffen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Fred, ein alleinerziehender Vater, der nicht unbedingt auf Menschen zugeht, wird ehrenamtlicher Sterbebegleiter und trifft bei der ersten Begleitung auf die kühle, eher abweisende Karla. Er ist unsicher, manchmal naiv, aber auch sehr hartnäckig. Sein Sohn Phil, der auf seine eigene Art sehr speziell ist, wird in das Geschehen verwickelt, weil er Karlas Fotos archivieren soll.

Wenn man die Handlung betrachtet, passiert in diesem Buch relativ wenig und gleichzeitig so unendlich viel. Die Personen entwickeln sich, beeinflussen sich gegenseitig, wachsen an der schwierigen und für alle neuen Situation. Laut Klappentext arbeitet die Autorin selbst als Sterbebegleiterin und ich habe den Eindruck, dass das in jeder Zeile spürbar ist. Die Geschehnisse sind für mich trotz der eigenwilligen Charaktere sehr glaubwürdig. Ich kann mir vorstellen, dass in dieser Situation alles auf das Wesentliche reduziert wird. Obwohl mir keine der Figuren wirklich nahe kommt, gibt es Momente, die mir nahe gehen und mich berühren. Die respektvolle Distanz und gleichzeitige Nähe, die bei solch einer Begleitung vermutlich herrscht, spüre auch ich vor allem Karla gegenüber. Die Konflikte zwischen Phil und seiner Mutter sowie Karla und ihrer Schwester werden angesprochen, spielen aber keine große Rolle. Einiges bleibt am Ende auch einfach offen und ungeklärt.

Mir hat das Buch gut gefallen. Am Schluss wird auch der Titel plötzlich ganz klar und hätte nicht besser gewählt werden können.