Rezension

Stilistische Ungenauigkeiten und Schreibfehler stören den Lesefluss, ansonsten interessante Lektüre

Die Reinsten - Thore D. Hansen

Die Reinsten
von Thore D. Hansen

Bewertet mit 3 Sternen

"Die Reinsten" von Thore D. Hansen erzählt uns seine Interpretation einer möglichen Zukunft, bei der eine Künstliche Intelligenz, KI, alle Fäden in der Hand hält. Wir schreiben das Jahr 2191 nach dem großen Vorfall von 2041, die Erde ist zum großen Teil verwüstet und unbewohnbar. Was wirklich 2041 geschah, niemand weiß es so recht, will es so genau wissen. Denn die KI mit Namen Askit hat die Menschen im Griff. Fünf Gruppen spielen sich gegeneinander aus beziehungsweise werden von Askit immer hübsch getrennt voneinander.
Da gibt es die Kolonisten. Sie sind angeblich nicht kompatibel mit den Anderen, müssen ihr Leben außerhalb der neu gebauten Metropolen auf dem unwirtlich gewordenen Planeten fristen, immer auf der Suche nach einem Weg, zu überleben. Die Struktur ihrer kleineren und größeren Wohn- und Arbeitseinheiten gleichen aber denen der Anderen. Die Grenzen werden streng kontrolliert von überdimensionalen Robotern und Drohnen. Mit bei ihnen leben die Degradierten. Diese sind von Askit ausgesonderte Menschen, die sich nicht anpassungsgerecht verhalten und die die von der KI gebauten Metropolen verlassen müssen.
Die Metropolen sind auf allen Kontinenten erbaute große Städte, die von Askit kontrolliert werden. Hier nun leben die Reinsten und die Angepassten. Reinste sind Wissenschaftler, die die Berechnungen und Anstrengungen durchführen, um das Klima zu retten. Das ist nach dem Vorfall von 2041 nun völlig aus der Spur gelaufen und Askit und die Reinsten versuchen mit allen Mitteln die Erde für alle Lebewesen wieder bewohnbar zu machen. Angeblich das primäre Ziel der KI. Dabei sind die Reinsten alle mit einem Implantat mit der KI verbunden, werden kontrolliert und ihrer ungünstigen Gefühle beraubt, die der Erde und anderen Menschen schaden könnten. Die Angepassten wollen kein Implantat, fügen sich aber in die Gemeinschaft ein und helfen dabei, das Überleben aller zu sichern.
Die letzte Gruppe der Menschen sind die Gründer der KI, die geheimnisumwittert auf Neuseeland leben, dort, wo auch Askit weilt. Als wieder einmal Prüfungen anstehen, um die Reinsten mit den höchsten Punktwerten zu erwählen, damit diese ihre wissenschaftlichen Arbeiten endgültig aufnehmen können, passiert Ungewöhnliches. Alle mit einer hohen Punktzahl werden degradiert. Unter ihnen sind die mit der höchsten Punktzahl, Eve Legrand, ihre Freundin Adlin und deren Ehemann Samir. Eves Ehemann Thyron hingegen wird in den höchsten Rat einberufen.
Wir erleben nun, wie die Drei auf Kolonisten stoßen, der Ursache des weltweiten Vorfalls 2041 auf den Grund gehen und feststellen müssen, dass sie immerzu im Unwissen gehalten worden sind. Aber warum? Mit welchem Ziel? Langsam kristallisiert sich heraus, dass die junge Eve von Askit gezielt gesteuert worden ist. Um was zu tun?
Die Idee, die hier geschildert worden ist, ist nicht neu. Aus Sicht eines Politikwissenschaftlers und Soziologen, der ein gefragter Experte in den Medien ist sowie Autor von futuristischen Polit-Thrillern, hat er der Geschichte einen grundsätzlich philosophischen Anstrich gegeben. Wie funktioniert der Mensch überhaupt? Ist er zu irgendeinem Zeitpunkt in der Lage seine Situation so zu überdenken, dass er das Gemeinwohl über dem Wohl des Einzelnen stellen kann? Zurzeit der Freitagsdemonstrationen unserer Kinder und Jugendlichen ein interessanter Ansatz.
Allerdings stoßen mir die nicht wenigen Rechtschreibfehler auf, die meinen Lesefluss immer wieder unterbrechen. Und es hätte dem Roman gut getan, wenn ein weiteres Lektorat mit eingeschaltet worden wäre. Die Übergänge zu dem Gesagten der Protagonisten und der anschließenden Handlungen passen oftmals nicht zusammen beziehungsweise sind mir zu abrupt und unverständlich. Was, wie im Roman geschildert, 150 Jahre gut funktioniert hat wird nun im atemberaubendem Tempo zerlegt, erklärt, verklärt, unmögliches soll plötzlich möglich sein. Das ist mir dann doch zu unglaubwürdig.
Auf der Seite https://www.thore-hansen.de/ ist noch mehr Material über das Buch zu finden, auch ein kurzer Trailer ist zu sehen. Weitere Informationen finden sich unter anderem unter https://de.wikipedia.org/wiki/Thore_D._Hansen