Rezension

Stille Heldin

Für immer die Deine - Jana Voosen

Für immer die Deine
von Jana Voosen

Eine sehr berührende Liebes- und Lebensgeschichte auf zwei Zeitebenen, aber der Erzählstrang der Jetztzeit konnte mich nicht durchgängig fesseln.

„Wenn ich groß bin, dann wirst Du meine Frau.“ (S. 14) verspricht Fritz 1928 seiner Klara beim Mutter-Vater-Kind-Spiel. Und 11 Jahre später, mit 17, heiraten die beiden wirklich, denn Klara ist schwanger. Es ist eine Sandkastenliebe, die Fritz und Klara verbindet. Sie ist die Tochter eines großen Obstbauern im Alten Land und er der Sohn des Pfarrers. Fritz möchte Medizin studieren, doch er muss Geld für seine kleine Familie verdienen und als der Krieg ausbricht, wird Fritz eingezogen. Klara bleibt mit Söhnchen Paul allein in Hamburg zurück. Die Versorgungslage wird immer schwieriger und sie beginnt, auch für den alten Herrn Wiechert in der Wohnung über ihr mit einzukaufen. Doch dann entdeckt sie dessen Geheimnis, und muss entscheiden, ob sie weiter wegsieht, oder hilft, ob sie sich und ihre Familie für einen Fremden in Gefahr bringt ...

 

2019 möchte ein Hamburger Magazin ein Sonderheft zum 50. Jahrestag des Beginns des 2.Weltkrieges mit Zeitzeugenberichten herausbringen. Marie ist relativ neu dort und möchte sich unbedingt profilieren. Sie erzählt ihrem Fast-Ex-Mann Simon davon und er berichtet ihr von Freunden seiner Oma, die letztes Jahr ihren 79. Hochzeitstag gefeiert haben – sie haben also kurz vor Kriegsbeginn geheiratet. Es sind Klara und Fritz, bei den Marie kurz darauf vor der Tür steht und sie um ein Interview bittet.

 

Jana Vossen hat eine sehr berührende Liebesgeschichte über ein Paar geschrieben, welches sich schon sein ganzes Leben, also fast 100 Jahre, kennt und immer noch verheiratet ist. Journalistin Marie, deren Ehe gerade gescheitert ist, möchte wissen, wie sie das geschafft haben, was das Geheimnis einer langen Beziehung ist.

 

Ich mochte die Geschichte sehr. Jana Vossen schreibt sehr flüssig und empathisch, ich konnte jederzeit mit Klara und Fritz mitfühlen.

Klara ist zu Beginn von Hitlers Machtergreifung noch sehr naiv. Sie ist froh über ihr Glück mit Fritz und versucht ansonsten, sich aus allem rauszuhalten. Aber als Herr Wiechert ihr sein Schicksal erzählt, beweist sie echte Courage und wird zu einer stillen Heldin. Bei Fritz haben mir vor allem sein leiser Humor gefallen und seine Fähigkeit, zu Verzeihen: „Man muss Kompromisse schließen. Und wenn man unterschiedlicher Meinung ist, dann muss einer nachgeben.“ (S. 125)

Die Dreiecksgeschichte zwischen Marie, Simon und Jost (ihrem Liebhaber) hat mich nicht wirklich gepackt, die hätte das Buch für mich auch nicht gebraucht. Marie kommt viel zu blass rüber, fungiert nur als Chronistin und auch die beiden Männer tauchen jeweils nur kurz auf.

 

Die Grauen des Krieges, die (Selbst-)Vorwürfe, Zweifel und Ängste ihrer Protagonisten beschreibt die Autorin sehr anschaulich und nachvollziehbar. Besonders Herrn Wiecherts Schicksal hat mich sehr erschüttert. Leider waren mir einige Aspekte der Geschichte zu vorhersehbar und das Ende nicht wirklich überraschend.