Rezension

stilles Buch mit langem Hall

Agathe - Anne Cathrine Bomann

Agathe
von Anne Cathrine Bomann

Ich mag Bücher, die die Augen ansprechen. Noch lieber mag ich Bücher, die die Hände ansprechen. Dieses Büchlein spricht beides an (O:

Das Buch hat nur 156 Seiten und die Kapitel sind kurz, weshalb man das Buch sehr schnell runterlesen könnte. Man hat aber viel mehr davon, wenn man langsam und mit Pausen liest, sodass die Gedanken Zeit haben nachzukommen.

Die Geschichte dreht sich um den Ich-Erzähler ohne Namen. Er ist fast 72 Jahre alt. Lebt in Frankreich. Ist seit 50 Jahren Psychiater und hat außer seiner Arbeit, die ihm keinen Spaß mehr macht, nichts im Leben. Dennoch will er in den nächsten Monaten in Rente gehen, um keine Patientengespräche mehr führen zu müssen. Was er dann allerdings machen soll, weiß er auch nicht. Die letzte, unfreiwillig angenommene Patientin reißt ihn aus seiner Lethargie. Langsam lernt er, sich selbst zu sehen und zu leben und nicht nur zu funktionieren.

Viele Fragen zur Vergangenheit bleiben offen und ein traditionelles Happy End gibt es auch nicht. Man würde doch gerne wissen, wie es denn nun weiter geht. Da der Gegenstand des Buchs aber nur der Wandel ist, lässt sich das schweren Herzens verschmerzen. Die eigenen Gedanken hindert das ja nicht daran die Geschichte weiter zu denken.

Insgesamt finde ich das Buch optisch und inhaltlich überaus gelungen und möchte es allen Freunden stiller Lektüre mit langem Hall empfehlen.