Rezension

Stimmiger vierter Band der Familiensaga

Gut Greifenau - Goldsturm - Hanna Caspian

Gut Greifenau - Goldsturm
von Hanna Caspian

Mit dem vierten Band "Goldsturm" der Gut Greifenau Reihe geht die Familiensaga um die Herrschaften und Bediensteten und sonstigen Charakteren im Oktober 1919 weiter und schließt im September 1923. Der Erste Weltkrieg hat überall seine Spuren hinterlassen. Sehr zum Missfallen von der Gräfin Feodora, gebürtige russische Adelige, wurde auch noch der Adel abgeschafft. Das Nesthäkchen Katharina ist inzwischen mit Julius verheiratet und befindet sich auf Hochzeitsreise in New York. Dass Julius hier für seinen Vater, dem Großindustriellen Cornelius, Geschäfte erledigen muss, wird klar. Während der älteste Sohn Konstantin mit allem was machbar ist, das hoch verschuldete Gut wieder zum Laufen zu bringen, versucht Nikolaus die Geschwister auf seine Seite zu ziehen. Es geht um die Auflösung des Fideikommiss. Hier zählt jede Stimme und ein männlicher Erbe ist noch nicht in Sicht.
Auf der einen Seite der Kampf ums Überleben, auf der anderen Seite der Reichtum der Urbans. Doch Katharina träummt immer noch davon Medizin zu studieren. Julius hatte es ihr vor der Hochzeit fest zugesagt.
Es passiert so einiges im Leben der Herrschaften, aber auch bei den Bediensteten. Hinzu kommt immer noch das offene Rätsel um Albert. Von seiner Herkunft weiß nur Ida.
Mit der Fortsetzung der historischen Familiensaga bringt die Autorin wiederum geschichtlichen Hintergrund mit ein. Und dennoch spielt m. E. Katharina die tragende Rolle hier im Roman. Sie, die einmal so selbstbewußt war, dass muss alles wieder langsam hervor kommen und das tut es auch. Sehr zum Verdruß der Mutter hat Katharina ja einen Bürgerlichen geheiratet. Dass von dessen Seite aber das Geld fließt, um Greifenau zu retten, ist für die nicht relevant. Sie ist schließlich eine adelige Russin.
Feodora war und ist mir bis heute nicht sympathisch, allerdings kann ich verstehen, dass sie unter dem Verlust des Standes leidet. Uneinsichtig, aber die Zeiten waren so. Doch ich habe schon von anderen Beispielen gelesen. Wer so die Nase hoch trägt, naja soll sie.
Als Leser hat man ein Auge auf die Eigenschaften der Charaktere, je nach Person ob ihr Handeln nachvollziehbar oder von Herzen mit Gefühlen ausgestattet ist. Jede einzelne Geschichte, egal ob Katharina und Julia, Ida und Albert, Konstantin und Rebecca, Wiebke, Eugen u. a. verbinden sich flüssig miteinander.
Allerdings muss ich sagen, das mir doch an manchen Stellen zu viele Rückblicke mit eingeflossen sind. Mich hat es etwas genervt.
Für alle, die historische Geschichten bzw. Familiensaga liebe, gebe ich meine Leseempfehlung.
Wie wird es wohl weitergehen?