Rezension

Stimmt nachdenklich, reicht von spannend bis fad

Terror - Dan Simmons

Terror
von Dan Simmons

1845 laufen die HMS Erebus und die HMS Terror aus, um die Nordwestpassage zu entdecken. Geleitet wird die Expedition von Sir John Franklin. 130 Männer befinden sich auf den Schiffen – und sie alle verschwinden nahezu spurlos …

1845 laufen die HMS Erebus und die HMS Terror aus, um die Nordwestpassage zu entdecken. Geleitet wird die Expedition von Sir John Franklin. 130 Männer befinden sich auf den Schiffen – und sie alle verschwinden nahezu spurlos …

„Terror“ ist in erster Linie ein historischer Roman, in dem Dan Simmons nach umfassenden Recherchen die Geschichte dieser Expedition und ihres Verschwindens aufzuarbeiten versucht, so wie sie gewesen sein könnte. Die Betonung liegt hierbei auf könnte, denn bis heute ist nicht geklärt, was genau mit den beiden Schiffen geschah und sie sind bis heute verschwunden. Dabei hat Simmons jedoch zusätzlich ein Horrorelement abseits des möglichen Realen eingewoben, das dem Roman noch einmal eine weitere Nuance verleiht.

Mich hat der Detailreichtum des Buches sehr gefesselt, ob nun die Umsetzung von biografischen Details von Besatzungsmitgliedern, die Beschreibung der Fahrt und schiffrelevanter Inhalte oder die ganzen Informationen zu verschiedenen Eisarten, der Bevorratung des Schiffs, des Versuchs einer Skorbut-Prophylaxe und vielerlei mehr. Man hat das Gefühl, selbst dabei zu sein und scheitert nicht an abstrusen Erläuterungen, sondern alles wirkt authentisch.

Zugleich war es das erste Buch von Simmons, das ich gelesen habe, das mich über etwa 250 Seiten hinweg gelangweilt hat, und zwar nicht zu Beginn, sondern nach den ersten dreihundert Seiten in etwa. Da wurde es mir dann doch ZU detailliert und zu wenig handlungsbezogen, was die einzelnen Biografien betrifft. Zum Glück bekommt der Roman danach jedoch wieder die Kurve.

Sucht man im Netz nach der Nordwestpassage, stellt man fest, dass sie bis heute keine wirkliche Relevanz hat. Ob nun Fiktion oder nicht, so hat mich doch beschäftigt, dass 130 Männer in den Tod gegangen sind – für nichts. Viele von ihnen angetrieben vom Entdeckergeist, andere nur davon, über die Runden zu kommen, ohne eine großartig andere Wahl zu haben. Mancher auf der Suche nach Ruhm, vielleicht auch Reichtum, in dem Glauben, Geschichte schreiben zu können. Ob sich diese Männer die Geschichte so vorgestellt haben? Wohl kaum. Mir erscheint diese Expedition so sinnlos, gerade wenn man bedenkt, dass die Passage eben niemals sonderliche Relevanz bekam. Eine Tragödie, die darauf fußt, dass der Mensch glaubte und glaubt, sich alles untertan machen zu können. Nun ja, oder nicht … aber beschäftigt hat mich das Ganze doch auch abseits der Lektüre reichlich.