Rezension

...stimmungsvolle Illustrationen aber ein wenig überzeugends Happy-End!

MEPHISTO - Bernard Villiot

MEPHISTO
von Bernard Villiot

Der Kater Mephisto lebt gezwungenermaßen als Einzelgänger in der großen Stadt. Aufgrund seines tiefschwarzen Fells und seiner als unheimlich wahrgenommenen Aura wird er sowohl von seinen Artgenossen wie auch von den Menschen nicht nur gemieden sondern auch immer wieder verjagt. Mephisto sehnt sich nach einem ruhigen Leben und hofft, dieses in der Abgeschiedenheit auf dem Land zu finden. Die Wochen ziehen voller Ruhe ins Land bis der Winter anbricht und Mephisto beschließt, wieder in die schützende Stadt zu wandern. Dort erlebt er eine Überraschung: Freudig wird er von den Menschen begrüßt! Seit seinem Weggang hat sich die Mäuse- und Ratten-Population immens erhöht, und die verwöhnten Hauskatzen waren nicht in der Lage, dieser Plage Herr zu werden. Nur ein versierter Jäger wie Mephisto kann Abhilfe schaffen…!

Tja, was nun? Ich suche nach den passenden Worten, aber kurz ausgedrückt kann ich sagen „Ich bin enttäuscht!“

Dabei haben mir die „Scherenschnitt“-Illustrationen von Antoine Guilloppé sehr gut gefallen: Sie wirken in ihrer Retro-Optik wie etwas aus der Zeit gefallen, verströmen trotz (oder: aufgrund?) dieser Schlichtheit sehr viel Atmosphäre und lösen beim Betrachter genau die Gefühle aus, die für die Handlung wichtig sind. So wirken sie mal bedrohlich, dann wieder witzig, um beim nächsten Bild sehr poetisch zu sein.

So liegt mein größter Kritikpunkt bei der Handlung. In den Texten meldet sich Mephisto als Ich-Erzähler zu Wort und charakterisieren mit ihren philosophisch anmutenden Zeilen recht gut das Wesen dieses einsamen und auch traumatisierten Katers. Doch ich habe immer auf eine besondere Wendung, auf eine positive Botschaft gewartet. Leider wurde ich enttäuscht: Findet Mephisto eine Heimat, und wird er akzeptiert oder gar um seiner selbst geliebt? Nein! – Das „Happy End“ interpretiere ich wie folgt: Er wird am Ende der Geschichte nur geduldet, weil er den Menschen von Nutzen ist, da die eigenen fetten und verwöhnten Hauskatzen außer Stande sind, seinen „Job“ zu erledigen. Es findet kein Umdenken statt – weder bei den Artgenossen noch bei den Menschen. Wenn dies wirklich die Intention des Autors war, dann empfinde ich es als eine äußerst fragwürdige Botschaft – zumal hier überdies die Flüchtlingsthematik angedeutet wurde.

Dieses Kinderbuch werde ich mir leider nicht gemeinsam mit dem besten Patenkind der Welt ansehen! Schade!