Rezension

Stolzes Mauerblümchen

Naschmarkt - Anna Koschka

Naschmarkt
von Anna Koschka

Dotti ist Literaturredakteurin einer Wiener Zeitung. Sie liebt ihre Arbeit – und ihr Leben. Sie ist zufrieden in ihrer Wohnung, gemeinsam mit ihrer Katze. Nur ihr Umfeld meint, dass Dotti nicht ganz in Ordnung ist, so wie sie eben ist. Eine Frau allein ist eben nur die Hälfte. Es braucht einen Mann zum Glücklich sein.

Der Meinung ist auch Dottis neue Chefin, die sie kurzerhand dazu verdonnert über eine aufstrebende Internetdatingagentur in ihrer Rubrik zu schreiben. Ihre bissige Kolumne schafft es aufgrund widriger Umstände unkorrigiert in die Zeitung und polarisiert sofort in ganz Österreich.

Dotti soll während 8 Wochen einen Blog führen und dort weiter ihre Erfahrungen auf der Internetplattform darstellen. Auch der Blog wird innerhalb kurzer Zeit zum Menschenmagneten. Doch Dotti bleibt weiterhin standhaft – Männer?! Nein, danke!

Claudia Toman schreibt unter dem Pseudonym „Anna Koschka“ einen faszinierend scharfzüngigen Roman über gesellschaftliche Zwänge, denen wir, zumeist unbewußt, gesellschaftlich unterliegen und denen sich viele von uns auch beugen.

Ihre Protagonistin Dotti Wilcek gerät dabei bunt, realistisch und ungemein liebenswert. Sie zeigt den LeserInnen, die täglichen Abgründe in die sie blickt, sie tritt in Fettnäpfchen, sobald sie sich anbieten und trotzdem bleibt sie eine bewundernswerte Frau, die ihr Leben gut meistert.

Mit vielen Anekdoten, zumeist aus dem Kontext der Literatur-Community bringt Anna Koschka die LeserInnen zum Schmunzeln und mitunter auch zum lauten Auflachen.

Vor der Kulisse des modernen Wiens, werden Dotti und ihre WegbegleiterInnen lebendig, und erleben Glück und Leid, Erfolg und Schmach und machen den LeserInnen viel Lust auf einen eigenen Besuch der Hauptstadt Österreichs.

Naschmarkt sorgt für einige unterhaltsame Stunden ist dabei aber nie oberflächlich oder gar trivial und ergibt nicht gesellschaftlichen Vorgaben sondern bricht eine Lanze für die Vielfältigkeit unseres Daseins.