Rezension

Strauch strauchelt

Alles Geld der Welt - Gerhard Loibelsberger

Alles Geld der Welt
von Gerhard Loibelsberger

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist 1873 und es war in Wien: Nach dem Tod des alten Baron Strauch übernimmt sein Sohn Heinrich die Geschäfte. Es ist eine Hochzeit der Bankiers, Immobilien- und Börsenspekulanten. Die Vorbereitungen auf die Weltausstellung laufen auf Hochtouren. Genau die richtige Zeit für Heinrich von Strauch, sein Vermögen zu vergrößern, Haussen und andere Höhepunkte zu feiern. Alles tanzt, alles dreht sich, bis mit dem großen Börsenkrach alles sein Ende findet.

Der Wiener Autor Gerhard Loibelsberger katapultiert uns in seinem unterhaltsamen Roman „Alles Geld der Welt“ mit Sprache und Wortwahl mitten in das Geschehen der damaligen Zeit. Und es sind zunächst wirklich gute Zeiten für Heinrich von Strauch. Wie die Made im Speck lebt er vom ererbten Vermögen in einem stattlichen Palais, einem exzellent ausgestatten Haushalt, einem Dienstmädchen, das ihm eifrig zur Hand geht. Die eigene Ehefrau hat nach der Geburt zweier Kinder ihre Pflicht getan und ausrangiert. Dafür unterhält Heinrich gleich mehrere Liebschaften. Mit seinem alten Schulkameraden Ernst Xaver Huber gründet er ein Bankhaus und überlässt diesem vertrauensvoll die Geschäfte. Zu ebener Erde und im ersten Stock, quer durch die Bank und durch alle Betten wird gelogen und betrogen, gevögelt und gevöllert.

Viele Namen hat Heinrich von Strauch - je nach Zuneigung - denn nicht jeder ist ihm wohlgesonnen: der Baron für die meisten, Einzi für Toni, die im „kleinen Pelzgeschäft“ stehende Gespielin, der Jüngel, für Jean den griesgrämigen Kammerdiener.

„Heinrich von Strauch kannte keinen Genierer und hatte nicht den geringsten Funken von Anstand im Leib. Das Einzige, das in seinem kalten Herzen herumspukte waren Weiber, Weiber und nochmals Weiber.“

Ganz so ein kaltes Herz hat der Baron nicht immer, er zeigt sich durchaus manches Mal großzügig, was ihm nach dem kapitalen Absturz auch zu Gute kommt. Denn nach dem Börsencrash ist die Welt eine andere. und es trifft nicht nur die Emporkömmlinge und Spekulanten. Strauch strauchelt und alles Geld der Welt kann ihn nicht vor dem Absturz bewahren.

Geld regiert die Welt, das war schon immer so und wird wahrscheinlich immer so sein. „Alles Geld der Welt“ ist eine frivole Posse, eingebettet in historisch fundierte Ereignisse. Sehr Unterhaltsam zu lesen. Wer das Wienerische nicht beherrscht, findet am Ende des Buches ein Glossar. Außerdem setzt der Autor auch seinem Ermittler aus vorangehenden Kriminalromanen ein kleines Denkmal, und seinem Urgroßvater auch.

„Kein Problem. Der Loibelsberger macht das schon.“