Rezension

Stürmisch, wie der Ozean...

We Are Like the Sea -

We Are Like the Sea
von Marie Niebler

Bewertet mit 4 Sternen

„Verloren zu sein ist kein schönes Gefühl. Es ist einsam, und schmerzhaft. Das habe ich in meinem Leben gelernt. Aber mich in ihm zu verlieren, macht mich auf seltsame Art und Weise wieder ganz…

Ich bin nie stark…“

 

Jetzt, wo ihr Dad ihr Leben nicht mehr diktiert, fühlt sich Lav aufgeschmiessen und überfordert. Dad, der ihren Wert an ihren Leistungen festgemacht hat statt an ihr. Ihre Schuldgefühle fühlen sich zu schwer an, als würden sie ihr wie eine Eisenkugel am Fuß hängen und sie zurückhalten. Sie war schon als Kind immer das Sensibelchen, die Ruhige, die Schüchterne. Schon vor dem Unfall und danach erst recht. Ihr ganzes Leben war sie zu Feige, ihrem Herzen zu folgen. Ist sie so verzweifelt, dass sie sich an jeden noch so noch so dünnen Strohhalm klammern muss? Ja. Verdammt…

 

„Stark zu sein würde bedeuten, die Dinge endlich in Hand zu nehmen. Mein Leben selbst zu bestimmen, mich den Fesseln zu lösen, die mich seit Jahren gefangen halten…“

 

Jonne ist genau das Gegenteil von ihr, und sie wünschte, er wäre auf ihrer Seite statt gegen sie. Sie wünschte, er wäre ihr eine Stütze und kein Hindernis. Sie wünschte, sie wären nicht so meilenweit voneinander entfernt. Er ist immer der mit dem Plan. Jonne hat auf alles eine Antwort und für alles eine Lösung, hat aber jeden und alles von sich gestoßen. Hat sie ausgesperrt und ist kalt geworden, ohne es selbst zu realisieren. Und wo endet man, wenn man derart grundlegend verloren geht?

 

Fazit: Es ist eine schwere, traurige und tiefgründige Geschichte über Freundschaft und Verbundenheit, aber auch humorvoll und romantisch mit sehr viel Gefühl. Lavender ist unsicher, ängstlich und allein und sucht nach Mut, Stärke und einem Zufluchtsort und zuhause. Hach, Jonne! Er ist warmherzig, verständnisvoll und hilfsbereit, kann aber sich selbst nicht helfen, weil ihm seine Gefühle im Weg stehen. Beide sind im inneren kaputt und müssen sich ihrer Vergangenheit stellen, um nach vorne zu blicken. Die langsame Annährung der beiden hat mir sehr gut gefallen. Aber auch im Schatten gibt es Licht und leider geht jeder mit Verlust, Wut, Hass, und Angst unterschiedlich um. Ein guter Auftakt, der Lust auf mehr macht und ich freue mich auf Folgebände!