Rezension

Stürmisches Familiendrama

Sturmhöhe - Emily Bronte

Sturmhöhe
von Emily Brontë

Bewertet mit 4 Sternen

Feindschaft, Rachsucht, Missgunst und Zwietracht - diese Emotionen stehen im Mittelpunkt von Emily Brontës Klassiker "Sturmhöhe". Die Liebe von Heathcliff und Catherine wird im Keim erstickt, und zwingt damit gleich zwei Familien über mehrere Generationen hinweg in die Knie. 

Mit "Sturmhöhe" habe ich mich mal wieder an einen Klassiker gewagt, der streckenweise die Emotionen hochkochen lässt. Veröffentlicht wurde dieses Werk erstmals 1847. Seither hat es zwar ein bisschen Staub angesetzt, dennoch fand ich es ausgesprochen gut zu lesen, und die Geschichte an sich hat mich ebenso überzeugt.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Catherine und Heathcliff, die zwar in feuriger Liebe verbunden sind, aber aufgrund ihres Standesunterschieds getrennte Wege gehen. Dadurch lösen sie ein familiäres Drama aus, dass vermutlich sogar Shakespeare tief ergriffen hätte.

Die Familien Earnshaw und Linton sind daraufhin über drei Generationen hinweg gespalten, und die Geschichte wird in entsprechender Form - über mehrere Jahrzehnte - erzählt. 

Dazu bedient sich Emily Brontë einer erzählerischen Rahmenhandlung. Ein Gentleman aus der Stadt - Mr Lockwood - möchte Ruhe am Land finden, und er bekommt die Geschichte der Lintons, Earnshaws und des niederträchtigen Heathcliffs von Haushälterin Nelly Dean erzählt. Dieser Rahmen ermöglicht es, aus erster Hand von den Geschehnissen zu berichten und trotzdem allen beteiligten Personen nahe zu sein, denn Nelly Dean war stets dabei.

Heathcliff ist ein Schurke schlechthin. Allein beim Gedanken an seine perfiden Spielchen, die Boshaftigkeit und Rachsucht bekomme ich einen Stein im Magen, weil er den beteiligten Personen derart übel mitspielt. Mit diesem Mann ist nicht gut Kirschen essen. Er ist allen überlegen, unter anderem, weil er nichts zu verlieren hat. Trotzdem hat er mir stellenweise leid getan, weil er als Kind einen schweren Start hatte. Dennoch ist sein Elend kein Vergleich zu den Qualen, die er anderen zufügt.

Von daher entwickelt sich eine immens dramatische Stimmung, die Leser und Figuren rasch in die Knie zwingt. Emily Brontë hat dieses Ambiente perfekt transportiert - die Ausweglosigkeit, die feindliche Gesinnung und die bösartigen Ideen treiben jede Hoffnung aus den Charakteren aus. 

Die Figuren sind durchweg unsympathisch. Es gibt nicht eine einzige Person, die mir aus menschlicher Sicht gefallen hat. Allesamt sind sie auf ihr eigenes Wohl bedacht, schaffen sich einen Vorteil und streben ständig die Durchsetzung ihres Willens an. Meiner Meinung nach hat Emily Brontë gerade damit eine Meisterleistung vollbracht, weil sie sämtliche Figuren in miserablen Licht darstellt, und man beim Lesen trotzdem betroffen ist.

Der Handlungsverlauf ist mit einigen Höhen versehen, die durchatmen lassen. Im Endeffekt ergibt sich ein rundes und streckenweise aufwühlendes Bild, das emotional an der Seele rührt.

Sprachlich merkt man dem Roman durchaus sein Erscheinungsjahr 1847 an, was nach einer kurzen Eingewöhnung rasch vergessen ist. Gestört haben mich nur die direkten Reden von Diener Josef am Gutshof Wuthering Heights, die in einem schwer verständlichen Dialekt geschrieben sind. 

Diese Ausgabe ist eine Schmuckausgabe und ein Edelstein für das Bücherregal. Es sind Briefe, Gedichte, Bilder und Hintergrundinformationen zu Autorin und der Geschichte selbst beigefügt. Alle Beilagen sind hochwertig und liebevoll aufbereitet, was dieses Buch zum Hochgenuss macht.

Alles in allem bin ich beeindruckt von dieser Schmuckausgabe und ergriffen von der Geschichte. Emily Brontë hat mit „Sturmhöhe“ ein stürmisches Familiendrama geschaffen, das hoffentlich noch viele weitere Generationen emotional berühren wird.