Rezension

Subtile Spannung

Der unschuldige Mörder - Mattias Edvardsson

Der unschuldige Mörder
von Mattias Edvardsson

Bewertet mit 4 Sternen

Als der Journalist Zackarias Levin im Jahr 2008 seinen Job bei der Zeitung verliert und sich dann auch noch seine Freundin von ihm trennt, versinkt er zunächst in Selbstmitleid und Alkohol. Er zieht zurück zu seiner Mutter, doch auch in der Provinz sieht es auf dem Arbeitsmarkt sehr schlecht aus. In der Heimat besinnt sich Zack auf seine Vergangenheit. Vor zwölf Jahren belegte er an der Universität Lund das Fach ,,Literarisches Schreiben". Zusammen mit seinen Kommilitonen erlebt er eine aufwühlende Zeit, die sowohl seine schriftstellerische als auch seine persönliche und emotionale Entwicklung nachhaltig beeinflussen sollte. Über die geheimnisvolle und sehr attraktive Dozentin Li Karpe lernen sie den berühmten, exzentrischen Literaturstar Leo Stark kennen. Doch dieser verschwindet plötzlich und Adrian, Zacks bester Freund und Mitstudent, wird des Mordes angeklagt. Dabei wurde die Leiche von Leo Stark niemals gefunden  - und Adrian hat seine Unschuld immer beteuert.

Zackarias versucht nun, die damaligen Ereignisse schreibend aufzuarbeiten. Nebenbei erhofft er sich, dass das Buch mit dem Titel ,,Der unschuldige Mörder" ihm literarischen Erfolg bescheren wird. Dazu beginnt er zu recherchieren und die Studienfreunde von damals aufzusuchen. Diese reagieren teils positiv, teils reserviert bis ablehnend auf sein Ansinnen. Und bald wird auch Zack klar, dass seine Erinnerungen sich nicht unbedingt mit denen seiner Kommilitonen decken. Jeder hat seine eigene Wahrheit. Auch der Leser wird immer unsicherer, was oder wem er denn nun glauben kann, da Zacks persönliche Erinnerungen sehr einseitig und subjektiv sind.

Die Handlung wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen, 2008 und 1996, erzählt, womit das Geschehen und die Motive der Beteiligten sich erst nach und nach erschließen. Das ist durchaus spannend, für Krimi- oder Thrillerfans aber wohl zu sehr in die Länge gezogen. Auch bleiben manche Fragen offen. Allerdings ist ,,Der unschuldige Mörder" trotz Titel und irreführendem Cover auch kein Krimi, sondern ein Roman. Sehr interessant fand  ich die Reflexionen über das Schreiben, über die Wirkung von Literatur, aber auch die zunehmende Verunsicherung, wem man glauben oder trauen kann. Lässt man sich auf diese eher subtile Spannung ein, wird man mit einer interessanten Lektüre belohnt.