Rezension

subtile Spannung bis zum überraschenden Ende

Die Schuld einer Mutter - Paula Daly

Die Schuld einer Mutter
von Paula Daly

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch hat mich zwei Tage meines Lebens gekostet, die ich aber keine Sekunde bereue. Ein Psychothriller, der einen von Anfang an gefangen nimmt, auf blutige Szenen verzichtet und doch so eine subtile Spannung aufbaut, dass es unmöglich ist das Buch vor seinem Ende zur Seite zu legen.

Lisa Kallisto ist dreifache Mutter und arbeitet, wie ihr Mann Joe, ganze Tage. Wer diese Situation kennt, weiß, dass dies aufreibt, dass man sich oft müde und überfordert fühlt und schon mal die eine oder andere Sache vergisst. So geht es auch Lisa, die die Freundin ihrer Tochter bei sich übernachten lassen will, damit sie zusammen ein Referat ausarbeiten. Die Übernachtung findet aber nicht statt, da Sally krank wird und gar nicht in die Schule geht .Da hört sie plötzlich, dass Lucinda, Sallys Freundin , vermisst wird. Es wird vermutet, dass sie das zweite Vergewaltigungsopfer eines Täters ist, der in der Gegend schon einmal zugeschlagen hat. Lisa macht sich fürchterliche Vorwürfe, da sie Lucindas Mutter Kate nicht davon erzählt hat, dass Lucinda gar nicht bei Ihnen übernachtet hat und sie sich in Sicherheit gewähnt hat, dass Lucinda bei ihnen ist. Wie kann sie dies je wieder gut machen. Lisa ist total verzweifelt. Lässt der Täter Lucinda wieder frei, wie er es beim ersten Opfer getan hat? Die Zeit vergeht, aber Lucinda taucht nicht wieder auf.

Dieses Buch greift Themen auf, die so meines Wissens noch in keinem Thriller verarbeitet wurden. Die Kunst des Mutterseins Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen, sich einzugestehen nicht perfekt zu sein und dabei noch ein gutes Gewissen zu haben. Welche Belastungen dies mit sich bringt, wissen sicher viele. Dass dabei mal etwas vergessen wird, man auch mal eine Fertigpizza auf den Tisch stellt, weil man weder die Zeit hatte einzukaufen, noch Lust hat sich hinzustellen und alles frisch zuzubereiten, versteht jeder. Aber auch Fragen der Kinder werden manchmal einfach nur mit einem Mmm beantwortet und manches wird auch vergessen .So ergeht es auch Lisa in diesem Buch und sie macht sich gehörige Vorwürfe, weil die Mutter der vermissten Lucinda nämlich eine perfekte Mutter und zudem noch ihre Freundin ist. Sie vergisst allerdings dabei, dass Kate nicht arbeitet für ihren Lebensunterhalt, sondern in einer mehr als gut situierten Familie lebt. Denn das ist auch ein wunder Punkt bei Lisa, sie fühlt sich den meisten Anwohnern dieser guten Wohngegend unterlegen, was ihnen manche Leute auch sehr deutlich machen.
Dass die Geschichte dann allerdings viele dieser ja so gut organisierten und überbehüteten Familien in Frage stellt, hat mir gut gefallen. Auch das hier bewusst auf brutale Szenen und Blutvergießen verzichtet wird, macht nicht nur das Besondere bei diesem Buch aus, sondern hat bei mir zu vielen Pluspunkten geführt, da die Kriminalität Kindern gegenüber eine sehr sensible Sache ist, auch beim Leser.
Paula Daly aber zeigt, dass es trotzdem zu einem gelungenen Spannungsaufbau kommen kann, allein dadurch, dass man den Leser immer wieder auf falsche Fährten führt und Themen aufnimmt, die sich gut für einen Thriller eignen, wie Schuld und das Streben nach Perfektionismus.
Mich hat das Buch dieser Autorin überzeugt, die Figuren agierten und reagierten nachvollziehbar. Es waren Figuren zum Anfassen und Gott sein Dank nicht perfekt.