Rezension

Süß und sommerlich leicht, aber nicht mein Lieblings-Hülsmann.

Meistens kommt es anders, wenn man denkt - Petra Hülsmann

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
von Petra Hülsmann

Bewertet mit 4 Sternen

Ich liebe Petra Hülsmanns Romane wirklich immer sehr. Sie entführt mich mit jedem Buch auf eine entspannte Sommerreise in Deutschlands schönste Stadt Hamburg und ich genieße das jedes Mal sehr.

Dieses Mal wollte der besondere Funke, der ihre Geschichten umgibt, aber nur so halb zünden. Es fing schon damit an, das ich mir nach wie vor, den Titel einfach nicht merken kann und ich dauernd nachsehen muss, wie denn das neue Buch jetzt noch mal heißt. Das war und ist schon mal ein schlechtes Zeichen.

Aber nee, ganz so schlimm wars dann auch wieder nicht. Aber eben auch nicht ganz gut. Hach, ich bin wirklich hin- und hergerissen, fange aber am besten einfach mal von vorne na, nech.

Nele, die wir schon aus dem letzten Roman kennen, hat endlich ihren Traumjob in einer großartigen PR Agentur ergattert, in der sie sich schon fünf Mal beworben hat. Dort will sie sich beweisen und hat den festen Vorsatz, sich hochzuarbeiten. Allerdings kommt ihr ihr Chef Claas da gehörig dazwischen, denn je länger und enger die beiden zusammen arbeiten, desto lauter wird das Knistern, das es da zwischen ihnen gibt. Nach langem Hin und Her geben die beiden dem schließlich nach, wollen es in der Firma aber geheimhalten. Und das ist anstrengender und zermürbender als gedacht, denn Nele will auf keinen Fall, das ihre Kollegen das herausfinden und denken, sie würde sich hochschlafen.

Auch familiär hat Nele viel um die Ohren, die Eltern heiraten nach vielen Jahren wilder Ehe und Neles Bruder Lenny, der mit Down-Syndrom und Herzfehler geboren ist, hat nicht nur seine erste Freundin, sondern will mit seinen 21 Jahren auch endlich aus dem elterlichen Nest ausbrechen und auf eigenen Beinen stehen. Ah und dann ist da auch noch Kai, Neles Nachbar, einer ihrer besten Freunde, der sich irgendwie sonderbar verhält und sich plötzlich immer weiter von den Freunden zurückzieht. Und die Kampagne eines Bürgermeisterkandidaten, die ziemlich viel Kraft erfordert.

In diesem Roman ist wirklich einiges los und Petra Hülsmann schildert das auf altbekannte, federleichte und wunderbare Art. Trotzdem hatte ich immer wieder das Gefühl, das mir der ein oder andere Handlungsstrang zu gewollt wirkte, zu aufgesetzt, zu erzwungen. Ich habe dieses gewisse "Hamburg-Feeling", das sonst sehr ausgeprägt ist, vermisst und selbst das Wiedersehen mit Knut, der ja schon eine Kultfigur ist, hat mich dieses Mal nur so halb zufriedengestellt.

Also Fakt ist, das es mich dieses Mal einfach nicht so sehr erreicht hat. Das Buch hat 512 Seiten und obwohl ja eigentlich immer was passiert, war mir vieles zu sehr in die Länge gezogen. Diese ganze RHK Kampagne zum Beispiel.

Was mir sehr gut gefallen hat, um auch mal was Positives zu nennen, waren die Figuren. Ich mochte Lenny so unglaublich gerne und konnte total gut nachvollziehen, das er sich von seiner Familie überbehütet und erdrückt fühlte. Andererseits konnte ich auch seine Eltern und Nele verstehen, die sich, aufgrund seiner langen Krankheit und auch seiner Behinderung, die er ja eben nun mal hat, immer Sorgen um ihn machen. Vor allem, weil es auch einfach viele dumme Menschen auf der Welt gibt, die Behinderte grundlos anpöbeln.

Auch Claas und Nele mochte ich sehr gerne. Vor allem Claas, weil er sich als ganz anders entpuppt, als man im Vorfeld vielleicht vermutet hätte.
Und natürlich habe ich mich über das Wiedersehen mit Anni, Sebastian und Kai gefreut.

Ganz glücklich gemacht hat mich das trotzdem alles nicht, aber seien wir mal ehrlich. Es ist mittlerweile der 6. Band aus der Hamburg-Reihe, wenn man sie denn so bezeichnen will ( man kann die Bände alle unabhängig lesen, begegnet aber immer wieder mal Personen die man schon kennt. Sonst haben sie nicht viel miteinander zu tun ), da darf dann schon mal ein Buch dazwischen sein, das einen eben nicht so begeistert. Ich bin zuversichtlich, das das nächste Buch dann wieder ein Kracher für mich wird.

Trotz aller Kritik hat mich das Buch aber natürlich gut unterhalten, gibt halt diesmal nur nicht die volle Punktzahl.