Rezension

Süße Idee, doch die Umsetzung hätte besser sein können

Nachrichten von Mr Dean - Katharina Wolf

Nachrichten von Mr Dean
von Katharina Wolf

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Rubys SMS mit einer Bitte um Alkohol und Tampons, die eigentlich an ihre beste Freundin gehen sollte, landet bei einem fremden Mann. Was ein wirklich peinliches Erlebnis hätte sein können, wird stattdessen der Beginn eine Chat-Freundschaft, denn „Mr. Dean“, wie er sich nennt, entpuppt sich als wirklich sympathischer Kerl, mit dem Ruby voll auf einer Wellenlänge ist. Doch als sie Gefühle für einander entwickeln, wird es problematisch.

Meinung

Die Idee dieses Romans reizte mich sofort, denn als „Digital Native“, wie man so schön sagt, spielen sich tatsächlich viele meiner Freundschaften unter anderem übers Handy und soziale Medien ab. Ein Liebesroman, in dem die Beziehung der beiden Figuren so beginnt, klang daher originell und erfrischend für mich. In dieser Hinsicht kriegt der Roman auch für die tolle Widmung einen Pluspunkt :D.

Ruby ist zum Teil eine wirklich coole Hauptfigur. Sie ist schlagfertig und witzig und besonders amüsant in Kombination mit ihrer besten Freundin Anna. Szenen mit den beiden zusammen und ihre Freundschaft generell fand ich immer sehr süß und unterhaltsam.
Gleichzeitig hat Ruby auch ihre Fehler, was sie authentisch macht, die sie aber auch meistens erkennt und zu verändern versucht.

In anderer Hinsicht ging mir Ruby leider auch schrecklich auf die Nerven, denn sie ist eine dieser Protagonistinnen, die sich andauernd über ihren Körper beschweren, ohne dass diese negative Sichtweise im Roman irgendwann einmal problematisiert würde und sie zu der Erkenntnis käme, dass sie schön ist, so wie sie ist.
Vor allem irritiert, dass sie sich über ihre Figur beschwert - Sie hält sich offenbar für zu dick. -, gleichzeitig aber mit einer fast schon penetranten Begeisterung ihr fettiges, süßes, ungesundes Essen beschreibt, das sie sich andauernd gönnt. Wie man seine Figur zu so einem Problem machen und gleichzeitig alles dafür tun kann, dass sich nichts ändert, habe ich nicht verstanden, zumal ihre Figur vermutlich völlig normal ist.

Auch ihre Handlungen machten Ruby für mich zum Teil unsympathisch, beispielsweise die Tatsache, dass sie einmal eine Affäre mit einem verheirateten Mann hatte und von diesem nur ausgenutzt wurde, im Roman dann aber selbst auch eine Person ausnutzt, von der sie gar nichts will.
Interessant ist auch, dass Ruby im ganzen Buch keine Hobbys hat, außer sich mit ihrer besten Freundin zu so ziemlich jeder Gelegenheit volllaufen zu lassen.

Das Ende des Romans gefiel mir in einiger Hinsicht recht gut, weil den Figuren und ihren Beziehungen Zeit zur Entwicklung gelassen wird, was sie authentischer machte. Ein wenig arg kitschig war es jedoch auch und der „Showdown“ am Ende wirft leider ein sehr schlichtes, stigmatisierendes Licht auf Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Während ich die Grundidee des Romans wirklich mochte, haperte es an der Umsetzung jedoch meiner Meinung nach leider in sachlicher Hinsicht.
Die ganze Handlung kommt nur in Gang, weil Ruby eine SMS an die falsche Nummer schickt, die sie fälschlicherweise für die neue Nummer ihrer besten Freundin hält. Nur: Anna sagt, sie habe eine neue Nummer, weil ihr Handy ins Wasser gefallen sei und sie eine neue SIM-Karte habe. Allerdings bekommt man keine neue Nummer, nur weil man eine neue SIM bekommt. Das tut man nur, wenn man den Vertrag und/oder den Anbieter wechselt.
Später schreiben Ruby und Anna sich SMS, weil Anna eine Gegnerin von WhatsApp ist, schicken sich dabei aber Bilder - MMS, die auf Dauer sehr teuer werden könnten. Wieso verwendet Anna nicht Telegram oder irgendeinen anderen praktischeren Messenger?
Generell musste sich die Autorin sehr viel Mühe geben, alles so zu drehen, dass eine Handlung wie diese auch in unserem Technik-Zeitalter funktioniert, denn die meisten jungen Menschen würden heute sicher eher über WhatsApp als über SMS kommunizieren und dabei am Profilbild erkennen, ob eine Nummer wirklich zur besten Freundin oder doch zu jemand anderem gehört. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Story vor 10, 15 Jahren besser funktioniert hätte.

Häufig bin ich auch über die äußerst verwirrende Formatierung im Buch gestolpert. Dass Bandnamen und andere Eigennamen meistens (leider nicht konsequent) kursiv geschrieben werden, habe ich ja noch verstanden, doch diese Schreibweise wird übertragen auf Personennamen wie zum Beispiel die von Schriftstelle*innen wie Franz Kafka oder Stephanie Meyer, was in meinen Augen überhaupt keinen Sinn ergibt.
In Szenen mit wörtlicher Rede sind die Absätze verwirrend gesetzt, da häufig direkt nach der wörtlichen Rede von Person A die Reaktion von Person B folgt und dann erst der Absatz, sodass man leicht den Überblick verliert, wer gerade spricht.
Zum Teil sind auch Kommata und Anführungszeichen falsch gesetzt und die Getrennt- und Zusammenschreibung falsch, was mich verwunderte, da solche Fehler in einem Korrektorat hätten ausgebügelt werden müssen.

Fazit

„Nachrichten von Mr Dean“ bassiert auf einer coolen und süßen Idee und die Hauptfigur ist zum Teil sehr lustig und schlagfertig. Leider ging sie mir auch häufig auf die Nerven und bleibt dabei trotzdem erstaunlich farblos.