Rezension

süße Story

What I Like About You - Marisa Kanter

What I Like About You
von Marisa Kanter

Bewertet mit 4 Sternen

Halle ist Jugendbuch-Bloggerin. Mit ihrer virtuellen Identität (online heißt sie Kels) hat sie viele Freundschaften geschlossen – was ihr im echten Leben schwer fällt. Nash ist ihr bester Online-Freund. Um diese Freundschaft nicht zu gefährden, verschweigt sie Nash, wer sie ist, als sie nach einem Umzug plötzlich mit ihm auf die gleiche Schule geht. Doch der Drahtseilakt zwischen ihren beiden Persönlichkeiten fällt ihr immer schwerer. Irgendwann muss sie Nash die Wahrheit sagen…

Die Idee an sich ist nicht neu – ich habe schon ein paar Bücher gelesen, die in eine ähnliche Richtung gingen. Trotzdem konnte mich die Geschichte von Halle und Nash fesseln. Die beiden sind sehr süß zusammen – in beiden Varianten (Nash/ Halle, Nash/ Kels) –, besonders wenn sie einander aus unterschiedlichen Gründen versuchen auf Abstand zu halten.

Im Mittelteil zog sich das Buch für mich dann aber etwas.
Halle verpasst den richtigen Zeitpunkt, Nash die Wahrheit zu sagen. Sie verpasst ihn immer wieder. Und dann vergeht viel zu viel Zeit, bevor es zum unvermeidlichen Chaos kommt.

Halle ist die Ich-Erzählerin der Geschichte und schildert das Geschehen in einem lockeren, leichten Ton. Dazwischen gibt es immer wieder kurze Twitter-, Chat- und Nachrichtensequenzen. Ihre Gedankengänge und Beweggründe für ihr Handeln sind aus ihrer verqueren Sicht schon nahvollziehbar. Dennoch hätte ihr hin und wieder gern auf die Sprünge geholfen, denn je weiter das Buch voranschreitet, desto weniger konnte ich ihr Handeln verstehen.

Gelungen fand ich, dass in dem Buch neben der verzwickten Love-Story auch noch ernste Themen angeschnitten werden. Neben der ganzen Social-Media-Thematik, dem Fluch und Segen der Anonymität im Internet, wie Influencer die Massen beeinflussen können etc. schwingen Themen wie Religion und Sexualität am Rande mit. Eine ausführliche Behandlung bekommt der Aspekt der Freundschaft.
Tiefe Freundschaften hatte Halle aufgrund vieler Umzüge bisher nicht. Ihre Vertrauten findet sie online – abgesehen von ihrem Bruder, die sie unterstützt, aber auch immer wieder auf ihr Fehlverhalten Nash gegenüber hinweist. Auf der neuen Schule wird sie mit offenen Armen empfangen. Sie tut sich schwer damit, sich ihren Mitschüler/innen zu öffnen. Das Nash-Lügennetz legt sich über alles. Letztlich muss Halle sich sowohl mit ihren virtuellen als auch mit ihren örtlichen Freundschaften auf verschiedene Weise auseinandersetzen.

Und dann gibt es auch noch ein sehr berührendes Thema. Halle zieht mit ihren Bruder für ihr letztes Schuljahr zu ihrem Großvater. Ihre Großmutter ist kürzlich verstorben. Anfangs finden die drei nur schwer zueinander, weil sie alle mit der Trauer sehr unterschiedlich umgehen. Aber dann kommt mehr und mehr ein Prozess in Gang…

Das Ende war mir etwas zu abrupt. Ich hätte noch zwei, drei Seiten mehr gebraucht, um mich nicht ganz so aus der Geschichte geworfen zu fühlen.

Fazit

Die Geschichte von Nash und Halle ist recht vorhersehbar. Teilweise ist Halles Verhalten frustrierend. Der unvermeidliche Konflikt, der natürlich in einem großen Drama endet, wird unnötig lange hinausgezögert, sodass sich die Geschichte im Mittelteil ein wenig zieht. Dennoch habe ich das Buch gern gelesen, weil ich die zwei sehr süß zusammen fand. Besonders gefallen hat mir Halles Annährung mit ihrem Großvater und die unterschiedliche Trauerbewältigung der Charaktere, die für einige berührende Momente sorgt.