Rezension

Süßes oder Saures?

Die Party - Jonas Winner

Die Party
von Jonas Winner

Bewertet mit 3 Sternen

31. Oktober 2018 - Zehn Jugendfreunde folgen der Einladung zu einer Halloween-Revival-Party. Der Gastgeber will die Achtziger wieder aufleben lassen und zieht die Party in diesem Stil auf: Kostüme, Popmusik, keine Handys - alles ganz so wie es vor etwa 30 Jahren auf der letzten gemeinsamen Halloweenparty war. Doch dieses Mal verläuft die Fete tödlich und nur einer der Geladenen darf am Leben bleiben ...

Leseeindruck

Der neueste Thriller aus der Feder des Autors Jonas Winner, erschienen im Heyne Verlag, entpuppt sich als waschechter Pageturner im optisch sehr ansprechendem Design. Das Setting und die Grundidee sind perfekt gewählt und konnten mich von Anfang an überzeugen, bei der Umsetzung und der Charakterzeichnung allerdings schwächelt "Die Party" leider merklich.

Dabei liest sich die Geschichte sehr gut an: Ein einsamer Bungalow aus Glas auf einer schwer zugänglichen Anhöhe gelegen, gerahmt von Wäldern und einem reißenden Fluss, der nur mittels Fähre überquert werden kann. Die Gäste (eine hilfreiche Übersicht findet sich übrigens ganz hinten im Buch) sind stilgerecht verkleidet und müssen ihre Handys vor der Überfahrt abgeben. Niemand kennt den Grund für ihr ungewöhnliches Zusammentreffen nach über 30 Jahren, denn es gab so gut wie keinen Kontakt untereinander. Der gut situierte Gastgeber gilt als verschroben und eigenwillig, seine Familienverhältnisse liegen teilweise im Dunkeln. Man kennt sich oder eben auch nicht und so gibt es zwischen den vermeintlichen alten Freunden natürlich die ein oder andere Reiberei, Ungeklärtes und Ungesagtes. Im Verlauf der Handlung blickt der Leser nach und nach hinter die Kulissen, bekommt aber nie das ganze Puzzle zu sehen. Sehr gut gemacht vom Autor, der so zum Miträtseln animiert, denn jeder ist verdächtig.
Bereits der Klappentext verrät den frühen Tod des Gastgebers, der quasi den Auftakt zu einem mörderischen Spiel darstellt, denn schnell wird klar: es bleibt nicht bei einem Todesfall. Nur einer darf (über)leben und das Haus hält einiges an Überraschungen für die Opfer bereit. Das Spiel um Leben und Tod beginnt und die Gruppenbildungen, Verdächtigungen sowie Spekulationen lassen nicht lange auf sich warten. Der Leser fiebert mit und wird mittels eines flüssigen Schreibstils, wechselnden Perspektiven, Einschüben aus der Vergangenheit sowie kurzen Kapiteln spannend durch die Geschichte getragen.

So weit, so gut. Doch dann nähern wir uns der Ursache, bzw. Auflösung des Ganzen an, und ab hier hat mich der Autor leider vom Haken gelassen. Von bis dato vereinzelt auftretenden Logikfehlern mal abgesehen, war die Erklärung für meinen Geschmack einfach an den Haaren herbeigezogen. Zusätzlich agieren die Charaktere im Verlauf der Handlung durchweg nicht glaubwürdig. Sie alle sind Ende Vierzig / Anfang Fünfzig, benehmen sich aber wie Teenager in einem schlechten Horrorfilm.

Ich hatte mir einen spannenden Krimi/Thriller mit Horrorelementen im Stil von Agatha Christis "Und dann gabs keines mehr" oder den "Saw"-Filmen versprochen, bekommen habe einen kurzweiligen Pageturner, der zunächst süße Erwartungen schürt, doch zum Ende hin leider sauer aufstößt. Liest sich zwar gut weg, ist auch spannend, kann aber einfach nicht überzeugen.

Fazit

Wer einen spannenden Pageturner mit einem düsteren Setting lesen will, sich nicht an Logikbrüchen, Teenagergebaren und einer etwas weit hergeholten Auflösung stört, der wird gern auf diese Party gehen. Der Rest sollte lieber Zuhause bleiben und sich mit Süßem vergnügen. Trick or Treat - Happy Halloween!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 03. März 2019 um 14:21

Immer noch 2 Punkte zuviel.

yvy kommentierte am 04. März 2019 um 09:43

Ja, so im Nachhinein könntest du recht haben. ;P