Rezension

Super

Cassia & Ky 01. Die Auswahl
von Ally Condie

Bewertet mit 5 Sternen

Zunächst ganz kurz zum Cover. Es einfach wunderschön. Eine junge Frau sitzt in einer Glaskugel aus der sie nicht heraus gelangen kann. Das Cover bringt hier die Geschichte in einem Bild auf den Punkt.

Ally Condie schafft es den Leser von der ersten Seite an in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Cassia lebt in einer Gesellschaft, in der alles vom System, der Gesellschaft, vorgegeben wird. Wann und was die Menschen essen müssen, welcher Arbeit man nachzugehen hat, wann man Freizeit zu machen hat, wen man heiratet, bis zu welchem Alter man Kinder bekommen darf und wann man sterben muss. Das war für mich mit das Erschreckendste. Einerseits ist es ja ganz praktisch zu wissen, dass man genau 80 Jahre in voller Gesundheit verbringen kann bevor man stirbt, schließlich leben wir Menschen mit dem Gedanken, dass jeder Tag auch unser letzter Tag hier auf Erden sein könnte. Aber dennoch, wie schlimm muss es erst sein, seinen eigenen Todeszeitpunkt fast auf die Minute genau vorhersagen zu können, weil jeder an seinem 80. Geburtstag stirbt? Furchtbare Vorstellung! Noch furchtbarer wurde es dann, als der Leser erfuhr, wie es dazu kommt, dass alle mit genau 80 Jahren sterben.
Gedichte, Bücher, Gemälde und Lieder gibt es fast nicht mehr. Die Gesellschaft hat bestimmt, welche 100 von jedem dieser Dinge aufbewahrt werden sollen. Alles andere wurde und wird vernichtet. Dinge aus der Vergangenheit, wie z. B. eine Uhr oder eine Puderdose, werden als Artefakte bezeichnet und es ist nicht gern gesehen, wenn jemand eines besitzt. Gesungen, gemalt oder geschrieben wird nicht mehr. Die Bewohner von Bria sind nicht in der Lage mit der Hand eigene Texte zu schreiben, da sie dies nicht lernen.

Cassia, Ky und Xander, die Hauptpersonen dieses Buches sind durchweg sehr lebendig gezeichnet und einfach sympathisch. Ich war hin und her gerissen, wem ich Cassia mehr gönne – Xander oder Ky. Xander beweist sehr viel Charakterstärke, für die ich ihn sehr bewundere.

Interessant fand ich, dass ich absolut keine Vorstellung davon bekam, wie die Stadt in der die Figuren leben aussieht. Man bekommt hier und da mal einen Brocken hingeworfen, aber die Übersicht über das große Ganze fehlt. Gestört hat mich das aber nicht wirklich, da es in diesem Buch (für mich) eher um die philosophischen Fragen des Lebens ging. Kann es gut sein, ein Leben zu führen, welches komplett fremdbestimmt wird? Auch wenn man dafür eine Sicherheit bekommt (es gibt immer pünktlich und ausreichend zu essen, niemand ist arbeitslos, man wird nicht krank), die man heutzutage nicht hat? Für mich kann ich diese Frage ganz klar damit beantworten, dass ein solches System, wie es hier beschrieben wird einfach nur grausam ist. Was macht uns Menschen aus? In meinen Augen der freie Wille, auch wenn es nicht immer einfach ist die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch Cassia entwickelt, vor allem geführt durch Ky, im Laufe des Buches immer mehr Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben außerhalb des Systems. Dies geschieht aber nicht plötzlich, sondern langsam und nachvollziehbar. Auch diese langsame Entwicklung macht das Buch so greifbar und spannend.

Dieses Buch ist kein Buch der großen Aktion, sondern ein Buch der leisen, aber sehr berührenden Töne. Es ist absolut empfehlenswert.

Ich habe ein bisschen mit mir gerungen, ob ich 4 oder 5 Sterne geben will. 5 Sterne bekommen bei mir nur ganz wenige ausgewählte Bücher. Ich hatte schon 4 Sterne vergeben und bin dann wieder umgeschwenkt. 5 Sterne für dieses Buch, da es mich einfach stark berührt hat und zum nachdenken anregt.