Rezension

Super Fantasy, zu viele Perspektivenwechsel

Das kalte Reich des Silbers - Naomi Novik

Das kalte Reich des Silbers
von Naomi Novik

Bewertet mit 3.5 Sternen

× Inhalt

Ich will hier gar nicht zu viel verraten: Es geht um Mirjem, die Tochter eines gutherzigen Geldverleihers, die ihre Familie aus der Armut ziehen will und deshalb alle nicht zurückbezahlten Schulden einsammeln geht. Bald schon wird die Familie reicher und es spricht sich herum, dass sie Silber zu Gold machen könne. Auch die gefürchteten magischen Eiswesen, die Staryk, hören davon und wollen diese Gabe ausnutzen. Tut Mirjem dies nicht, droht ihr der Tod...

× Meine Meinung

Mir hat das Naomi Noviks Buch eigentlich gut gefallen, ich habe aber euch einige Kritikpunkte...

Der Leser verfolgt in diesem Buch drei Handlungsstränge, die doch alle in irgendeiner Art miteinander verbunden sind. Es gibt die Geschichte von Mirjem, die von Irina und die von Wanda und ihrer Familie. Wegen der drei Geschichten gab es auch mehrere Perspektivenwechsel, die nicht immer sofort erkennbar waren und so auch ziemliche Verwirrung mit sich brachten. Nach ein paar Zeilen bis einer Seite wusste ich dann auch welche Geschichte nun fortgesetzt wird, allerdings war dies schon auch anstrengend. Zudem wird aus der Sicht von so ziemlich allen Personen der Geschichte erzählt, was es auch nochmals komplizierter macht. Eine Geschichte fand ich hier auch nicht so wichtig beziehungsweise konnte mich nicht wirklich fesseln und war eher uninteressant.
Dieses Buch ist auf jeden Fall keine leichte Kost. Man muss sich sehr konzentrieren um dem Lauf der Handlung folgen zu können. Die Dicke des Buches (fast 600 Seiten!!) macht dies auch nicht unbedingt leichter. An manchen Stellen wurde alles sehr ausführlich dargestellt und, wie schon erwähnt, eine der Geschichten hätte ein wenig gekürzt werden können.

Zum Schreibstil der Autorin ist noch zu sagen, dass hier definitiv nicht alle Leser glücklich werden. Naomi Novik hat keine Ich-Perspektive verwendet und sehr kalt, düster und distanziert geschrieben. Man fühlt dich den Protagonisten nicht so nahe, was für einige Leser ein Problem darstellen könnte. Vor allem zu Beginn bis etwa zu Hälfte wurden nicht wirklich Gefühle beschrieben, es war eher unpersönlich und man konnte die Emotionen der Protagonisten nur durch ihre Handlungen erkennen.

ABER die Autorin hat eine unglaublich kreative und schöne, aber auch unheimliche Fantasywelt erschaffen, die ich sehr gerne mochte. Die Welt ist sehr märchenhaft, so sind beispielsweise Aspekte von Rumpelstilzchen, Rapunzel, die Schöne und das Biest oder Hänsel und Gretel enthalten. Man konnte sich auch alles sehr gut vorstellen.

Mirjem ist Jüdin und sehr um ihr Volk und ihre Familie bedacht. Sie tut alles, um ihre Geliebten aus der Armut herauszuziehen und geht dabei sehr kalt und hart an die Sache heran. Sie ist geprägt von ihrer Vergangenheit, will Gerechtigkeit und geht sehr klug vor. Allerdings hatte ich manchmal das Gefühl, dass sie das Leid aller anderen nicht interessierte und sie einfach keine Rücksicht darauf nehmen wollte.

Irina ist auch eine sehr starke Person, die auch um die Zukunft ihres Volkes besorgt ist und deshalb teilweise sehr grobe Entschlüsse fasst. Beide Protagonisten sind skrupellos und haben ein höheres Ziel vor Augen. Später wurden sie mir beiden jedoch sympathischer und ich mochte sie gerne.

Wanda, Sergej, Stepon und Mirjems Familie waren die einzig normalen Charaktere in dieser Geschichte, wenn man das so bezeichnen kann. Trotzdem fand ich ihre Geschichte ein wenig zu lang und sie hat mich stellenweise auch nicht unbedingt soo interessiert.

Die Staryk fand ich anfangs sehr komisch und grausam, aber auch sehr faszinierend. Nach der Zeit wurden sie schließlich immer sympathischer und ich war sehr begeistert von ihnen. Ihr König war anfangs sehr gebieterisch und ich hab sein Handeln nicht immer nachvollziehen können. Das hängt unter anderem mit den speziellen Bräuchen dieses Volkes zusammen, die erst nach und nach erklärt werden.

Mirnatius, der Zar des Reiches Lithvas, war zu Beginn sehr oberflächlich, immerzu schlecht gelaunt und brutal. Erst nach geraumer Zeit kann man dann hinter seine Fassade blicken und am Ende konnte ich ihn auch verstehen und hatte sogar Mitgefühl mit ihm.

Das Ende des Buches war für mich sowohl unerwartet als doch irgendwie in einer Weise erahnt und dennoch gut gelungen. Ein paar mehr Informationen wären allerdings toll gewesen. So fand ich den Schluss doch sehr offen und auch ein paar mehr Gefühle und Zärtlichkeiten, die in dem Buch fast komplett weggelassen wurden, hätten nich geschadet. Trotzdem war ich an manchen Stellen schon sehr mitgenommen und hab das Buch mal kurz zur Seite legen müssen.

× Fazit

Ich weiß nicht ganz, was ich von dem Buch halten soll. Einerseits hat mir die Fantasy sehr gut gefallen und obwohl die Protagonisten schwierig waren, mochte ich sie doch irgendwie sehr gerne und auch mit dem Schreibstil hatte ich nur geringe Probleme. (nur mehr Emotionen hätte ich mir gewünscht) Andererseits haben mich die vielen Perspektivwechsel, aus der Sicht von allen möglichen Charakteren, stellenweise doch verwirrt und eine der drei behandelten Geschichte hätte nicht ganz so ausführlich sein müssen. Auch das Ende war zwar gut gelungen, aber es blieben schon viele Fragen offen, die ich gerne beantwortet gehabt hätte. ♡