Rezension

Super für Fantasy-Neulinge, Durchschnitt für Hardcore-Leser!

Die Karte der Welt - Royce Buckingham

Die Karte der Welt
von Royce Buckingham

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Inhalt:

In dem kleinen Dorf Zornfleck im Lande Abrogan treffen wir auf den jungen Schweinehirten Wex. Im Norden wird das Land von einem undurchdringlichen, mysteriösen Schleier begrenzt. Dieser Schleier ist Wex' heimliche Leidenschaft und immer wieder fertigt er Zeichnungen der grauen Wand an. Als eine Gruppe Soldaten, die auf dem Weg nach Norden ist um die Grenze neu zu vermessen, ihn bittet, ihren kranken Kartographen zu ersetzen, sieht Wex darin seine große Chance. Doch schon bald bemerkt Wex, dass er mit seinen Zeichnungen den Schleier zurückdrängen kann. Voller Neugier begibt sich die Expedition in das somit freigewordene Land...

Das Buch:

Originaltitel: Mapper
Genre: High Fantasy
Reihennummer: Einzelband
Persönliche Altersempfehlung: ab 18
Bewertung: 3,5 von 5 Sterne

Ein relativ großer Hype entstand um den neuen Roman von Royce Buckingham, den wir eigentlich aus dem Bereich der humoristischen Fantasy kennen ("Dämliche Dämonen", "Mürrische Monster", "Fiese Finsterlinge"). Mit "Die Karte der Welt" liefert Buckingham einen klassischen High Fantasy-Roman ab, der es sogar kurzzeitig auf die Paperback-Bestsellerliste des Spiegels geschafft hat. Die Meinungen gehen teils weit auseinander und das ist auch nachvollziehbar. Deswegen kurz und knapp: "Die Karte der Welt" ist ein gutes und solides Fantasy-Werk, WENN man ein Fantasy-Neuling ist!

Die Charaktere und die Story lassen sich in wenigen Sätzen beschreiben. Es ist die klassische "Ein normaler, unauffälliger Junge zieht aus und entwickelt sich zum großen Helden"-Geschichte und auch die anderen Charaktere erfüllen die klassischen Vorgaben: Schwertkämpfer, Magier, Dieb, adelige Dame usw. Alle Charaktere zeichnen sich durch individuelle Fähigkeiten aus, bleiben aber doch sehr platt. Jeder erfüllt seine Rolle, aber eine Entwicklung gibt es nicht wirklich. Für den Fantasy-Einsteiger ist das gut: Die Rollenverteilung ist klar, es gibt keine üppigen Hintergrundgeschichten, die verwirren könnten und alles bleibt überschaubar. Für Hardcore-Fantasy-Leser (wie auch ich einer bin) ist das leider zu wenig: Keine Tiefe, keine Identifikationsmöglichkeiten, zu wenig Leidenschaft.

Mit der Story verhält es sich ähnlich. Ein neuer Teil wird gezeichnet und freigelegt, die Gruppe zieht los, es kommt zum Kampf, es kommt zur Flucht. Und dann geht's wieder von vorne los. Wieder ein Plus für Neulinge: Klare Struktur, solider Spannungsaufbau, kaum Details, die nicht storyrelevant sind. Für die Hardcore-Fraktion ist auch das viel zu wenig. Die Spannung wird gut gehalten, aber auch hier fehlt die Tiefe, die wir aus den großen Werken von Tolkien, Brett oder Martin kennen und lieben. Die Landschaft bleibt zu blass, alles ist zu vorhersehbar, es fehlt die Abwechslung und die Detailverliebtheit. Vieles wird zu schnell, zu einfach erklärt und auch der Feind des Helden ist sehr klischeehaft und glanzlos.

Das Fazit:

Ich wiederhole es auch hier gerne noch einmal: Für einen Fantasy-Einsteiger ist "Die Karte der Welt" super geeignet. Es gibt klare Strukturen, klare Charaktere, eine klassische Story und wenig Details. Hinzu kommt noch, dass Buckinghams Werk als Einzelband angesehen werden kann. Optimale Voraussetzungen, um in das Genre reinzuschnuppern. Für uns Hardcore-Fantasy-Leser bleibt "Die Karte der Welt" lediglich ein Buch für zwischendurch. Ein Buch, das man gut lesen kann, wenn man zurzeit auf Neuerscheinungen wartet. Trotzdem lohnt sich die Geschichte! Einen Tolkien-Nachfolger darf man hier aber nicht erwarten ;)

P.S.: Die Altersempfehlung lässt sich auf den relativ hohen Grad an Brutalität zurückführen. Die Kämpfe sind oft sehr blutig und das Vorgehen der Feinde ziemlich brutal. Kurze Randnotiz für euch ;)