Rezension

Super gelungen: tiefgründig, tragisch, witzig, gesellschaftskritisch

Don Juan de la Mancha oder Die Erziehung der Lust - Robert Menasse

Don Juan de la Mancha oder Die Erziehung der Lust
von Robert Menasse

Bewertet mit 5 Sternen

"Seither weiß ich, dass die Seele keinen Sitz hat. Sie ist eine Flipperkugel. Sie schlägt an im Knie, klickt gegen die Hoden, stößt ans Zwerchfell, trifft das Herz, schlingert durch den Hals, prallt an das Hirn, fällt in ein Loch."

Der Ich-Erzähler Nathan hat ein Problem: Er hat keine Lust mehr, nicht nur auf Sex, der ihn langweilt, und dadurch laut seiner Aussage sogar besser geworden ist, sondern insgesamt auf das Leben. Dabei ist er nicht wirklich depressiv, findet er. Trotzdem sucht er sich eine Therapeutin, Hannah, die ihn ermuntert, dass er über sein Leben erzählen soll, was dann auch quasi die Handlung des Buches ist. Schnell wird klar, dass ein kompliziertes Vater-Sohn-Verhältnis, die Unangepasstheit an die Spaßgesellschaft und eine fragliche Auswahl an Freundinnen nicht ganz unschuldig sind an seinem jetzigen Zustand...

Der "Standard" nennt es ein "Sprachkunstwerk ersten Ranges" und dem kann ich mich uneingeschränkt anschließen. Der Erzählstil des Ich-Erzählers ist wirklich super gelungen. Elegant, mit Wortwitz und sehr intelligenten und reflexiven Kommentaren und Selbstironie erzählt Nathan seine Geschichte. Und die hat es wirklich in sich...

Fazit: Super gelungen! Ein außergewöhnliches Buch, dass alle Zutaten für eine tiefgründige, gesellschaftskritische, witzige und unterhaltsame Lektüre mitbringt.