Rezension

Super Geschichte

Das Mädchen aus Feuer und Sturm - Renée Ahdieh

Das Mädchen aus Feuer und Sturm
von Renee Ahdieh

Bewertet mit 5 Sternen

Ich muss zugeben, dass ich mit Samurai eigentlich nichts anfangen kann. Es ist einfach nicht „mein Ding“. Diese Geschichte hat mich ein bisschen eines Besseren belehrt. Ahdieh schafft es wie auch schon in „Zorn und Morgenröte“ den Leser in eine fremde Kultur derart einzuführen, dass man alles was man für das Buch braucht auch versteht. Sie erklärt Dinge und schafft Wissen. Selbstverständlich darf man hier keine zu tiefen Ausführungen erwarten. Aber sie werden einem Jugendbuch gerecht und gehen vielleicht noch etwas darüber hinaus. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass ich wichtige Dinge über ein Thema gelernt habe, dass mich zuvor nicht wirklich interessiert hat, aber auf eine angenehme und nicht langweilende Weise.

Zu Beginn des Buches hatte ich kleinere Schwierigkeiten mit den Namen und Bezeichnungen. So gering es mir aber auch bei „Zorn und Morgenröte“. Das entspricht wohl ich einfach dem Schreibstil der Autorin. Ihr ist es eben daran gelegen auch Fremdwörter aus dem asiastischen Raum zu integrieren. Das ist für einen Europäer vielleicht zunächst nicht ganz so einfach. Nach ein paar Seiten konnte ich diese Unsicherheit bezüglich der Begriffe aber ablegen und mich ganz in der Geschichte fallen lassen.

Die angepriesene Liebesgeschichte ist nicht so umfassend, wie es der Klappentext vielleicht vermuten lässt. Diese dümpelt eher im Hintergrund, bekommt aber durchgehend keinen großen Stellenwert. Es handelt sich hier wirklich um eine Abenteuergeschichte. Ich würde die Liebesgeschichte als kleines Bonbon verstehen. Vielleicht kommt da in einer Fortsetzung noch mehr? Jedenfalls finde ich diese langsame und zarte Entwicklung gut nachvollziehbar und es gefällt mir, dass die Autorin nicht mit einem Hauruck-Effekt arbeitet.

Die Storyline finde ich sehr gelungen. Es geht nicht zu temporeich voran, aber auch nicht zu langsam. Mir gefällt das Erzähltempo. Ab der Mitte des Buches konnte mich die Spannung packen und ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es gibt viele Andeutungen, die bis zum Ende nicht aufgelöst wurden. Ich habe das Gefühl, dass in diesem Buch sehr viele Grundsteine gelegt wurden, von denen man zum Teil bestimmt noch nichts weiß. Ich finde es auch nicht zu vorhersehbar. Ahdieh schafft es durch gezielt gesetzte Wendungen den Leser ein bisschen aus dem Konzept zu bringen und zum Umdenken zu bewegen.

Die Charaktere finde ich aussagekräftig. Gerade die Protagonistin hat mir gefallen und erinnerte mich bisweilen ein wenig an Mulan. Mariko ist eine intelligente junge Frau, die weiß, dass sie mehr vermag als es ihr von Seiten des Staates als Frau erlaubt ist. Sie möchte aus dem tradierten Rollenbild der asiatischen Frau dieser Zeit ausbrechen. Mir hat ihre Art sehr gefallen. Man kann sich gut in sie hineinversetzen. Außerdem finde ich, dass ihr Charakter und ihre Einstellungen eine gute Botschaft an die junge besonders weibliche Leserschaft sendet. Das ist gelungen.

Sprachlich finde ich das Buch ansprechend geschrieben. Die fremde Kultur und die daraus resultierenden Fremdwörter sorgen für den Anspruch im Rahmen dieses Jugendbuchs. Die Dialoge waren flüssig lesbar und der ein oder andere Wortwitz war auch vorhanden. Ahdieh hat ein gutes Gespür für das Arrangement von Szenen. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.

Das Buch endet, wie soll es auch anders sein, mit einem Cliffhanger. Als Bücherjunkie ist man das mittlerweile zwar gewohnt, aber trotzdem nervt es mich hier ein bisschen.

Insgesamt hat mir das Buch richtig gut gefallen. Angesichts der Thematik hätte ich nicht unbedingt damit gerechnet, aber ich mag die Autorin sehr und somit gefiel mir auch dieses Werk erneut. Ich kann es klar empfehlen.