Rezension

Super Geschichte mit einer tollen Protagonistin.

Partials - Dan Wells

Partials
von Dan Wells

Bewertet mit 4 Sternen

Lange, lange habe ich PARTIALS vor mir hergeschoben. Im Nachhinein muss ich sagen: schlechte Entscheidung, denn das Buch ist wirklich klasse!

Ich muss allerdings zugeben, dass mir der Einstieg in das Buch nicht so leicht gefallen ist. Das lag nicht am Englisch und auch nicht am Sprachstil, sondern am Inhalt. Ziemlich früh wird im Buch der RM Virus erwähnt, der dafür sorgt, dass seit 11 Jahren kein Neugeborenes mehr lange überlebt, denn sie sind nicht immun. Ich studiere Biologie und kenne mich daher ein bisschen mit dem Thema aus, weswegen mir am Anfang Sachen aufgefallen sind, die für mich einfach unlogisch bzw. nicht nachvollziehbar waren. Ich habe mich zum Beispiel gefragt, wieso erst nach 11 Jahren eine Sechzehnjährige auf die naheliegendsten Fragen kommt, und nicht all die anderen erfahrenen Wissenschaftler. An der Laborausstattung kann es nicht liegen, denn diese scheint sich nicht verändert zu haben. Ich war etwas ratlos und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Im Nachhinen habe ich es dann nachvollziehen können zumal nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Manche Sachen sind aber immer noch ein Rätsel... Diese ganzen wissenschaftlichen Sachen sind aber so einfach und unglaublich bildhaft erklärt, dass auch ohne Vorwissen hier keine Verwirrung oder Langweile aufkommt, man versteht, was man verstehen muss um die Geschichte zu verstehen (obwohl es so detailliert auch eigentlich gar nicht nötig ist).

War der Stein aber erst mal im Rollen, gab es für mich einfach kein zurück mehr und ich habe das Buch gerne und auch schnell gelesen. Schritt für Schritt hat nimmt man an den Fortschritten Teil, die Kira im Bezug auf den Virus macht und das war überaus spannend. Dass ich so an diese Geschichte gefesselt war ist aber allen voran auch Kira zu verdanken, die eine Protagonistin ganz nach meinem Geschmack ist. Sie ist klug, ehrgeizig, willensstark und sie hat das Herz am rechten Fleck. Für ein Mädchen in ihrem Alter ist sie schon sehr erwachsen und ihre Moralvorstellungen vertritt sie so vehement, dass sie sogar ihr Leben dafür aufs Spiel setzen würde. Ihr größtes Ziel ist es, der noch verbleibenden "kleinen" Menschheit eine Zukunft zu geben, indem sie einen Impfstoff gegen den Virus entwickelt und den Babys ein Leben ermöglicht.

Babys spielen in PARTIALS eine wirklich große Rolle. Daran, wie mit ihnen umgegangen wird kann man erkennen, wie verzweifelt die Meschen sind. Seit 11 Jahren hat kein Neugeborenes überlebt, und dennoch zwingt die "Regierung" alle Frauen im Alter von 18 Jahren ein Kind zu bekommen - und danach so viele wie nur möglich. Sie denken, wenn sie die Anzahl der Babys erhöhen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eines dabei ist, welches gegen den RM Virus immun ist. Klingt statistisch ziemlich logisch, aber die emotionale Belastung die dahinter verborgen ist, reicht ins Unermessliche. Mütter verlieren ihre Kinder nach nur wenigen Stunden und werden gezwungen, das immer und immer aufs Neue zu durchleben. Mein erster Gedanke über diese Entscheidung der Obrigen: Die haben wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Kiras Entscheidung, einen Impfstoff für den Virus zu suchen, konnte ich also bestens nachvollziehen.

Was sie allerdings nicht vorausahnen konnte war das Ausmaß des Chaos, dass diese Entscheidung mit sich bringt. Ich kann euch sagen, ich habe Kira nicht um die Welt beneidet, in der sie lebt. Es war erschreckend anzusehen, was alles schief laufen kann, wenn die falschen Menschen die Macht haben. Aber auch der Zustand der Erde ist alles andere als gut und bei ihren "Streifzügen" durch eben diese hat es mich stellenweise auch ziemlich gegruselt. Aber nicht alle Menschen sind sich einig, es gibt eine Gruppierung namens "The Voice", die sich gegen die Regierung stellen und nicht hinnehmen wollen, wie man sie behandelt. Sieht man sie anfangs noch als Feind, so muss man doch bald festellen, dass dies nicht richtig stimmt. Ich fand es sehr gut, dass durch die unterschiedlichen Blickwinkel andere Sichtweisen vorgestellt wurden, so dass aus Schwarz und Weiß irgendwann mehr Grau wurde. Die Unterteilung in gut und böse ist nicht so leicht.
Dies betrifft auch die PARTIALS, die man im Buch fast nur beschrieben bekommt und sich kein eigenes Bild von ihnen machen kann. Sie haben damals die Menschheit "ausgerottet" und sind an der Misere schuld, in denen die Menschen stecken. Aber was genau steckt dahinter? Wie sind diese Partials? Im Buch bekommt man nur kleine Puzzleteile zugesteckt, durch die sich langsam ein Bild entwickelt. Bis dieses Puzzle fertig ist wird es aber wohl noch 2 Bücher brauchen und darauf freue ich mich schon, denn dieses Rätsel würde ich nur zu gerne lösen.

Neben Kira gibt es im Buch noch viele andere Charaktere die vorgestellt werden, wodurch nicht jeder bis in die Tiefe charakterisiert werden konnte, aber dennoch konnte man Züge erkennen, die sie alle unterscheidet. Neben Kira wäre da vor allem Marcus, ihr fester Freund. Huch, ein fester Freund von Anfang an? Das ist wirklich etwas ungewöhnlich für Jugendbücher heutzutage, drehen sie sich neben den dystopischen Problemen doch vor allem auch um eine neuentdeckte Liebe. Deswegen hat mir diese "Vorgehensweise" besonders gut gefallen. Diese Liebesgeschichte steht aber keineswegs im Vordergrund der Handlungen, sondern spiegelt die Ernsthaftigkeit dieser wider. Je nachdem, wie es Kira gerade geht und wie ernst es ihr ist, ist auch die Dynamik ihrer Beziehung zu Marcus eine andere. Kira empfindet nichts wichtiger als die Rettung der Menschheit und das bekommt Marcus auch das eine ums andere Mal zu spüren. Er hat mir als Charakter sehr gut gefallen und ich hoffe, dass er auch im zweiten Band zeigen kann, was in ihm steckt.

Samm wäre auch jemand, den man einmal gesondert erwähnen sollte. Ist er anfangs noch kühl, gefährlich und unantastbar, so konnte ich mich im Laufe des Buches doch für ihn erwärmen, auch wenn er es einem nicht immer leicht macht. Sein Geheimnis verrate ich euch nicht, ich verspreche euch aber, das Lesen lohnt sich. Er hat auf jeden Fall eines mit Marcus gemeinsam: Gegen Kiras Dickkopf kommen die beiden nicht an. Ach ja, Kira. Ich finde, sie ist eine der besten Protagonistinnen, die ich in der letzten Zeit kennelernen durfte.

Um es aber mal auf den Punkt zu bringen: PARTIALS ist ein absolutes Muss für Fans von dystopischen Romanen, die auf Spannung, ein bisschen Wissenschaft und eine absolut überzeugende Protagonistin Wert legen. Von der ersten bis zur letzten Seite war PARTIALS einfach mitreißend und voller überraschender Wendungen, wenn ich auch manchmal wirklich schockiert war.

Aufgrund meines anfänglichen "Misstraunes" gegenüber dem Buch gibt es "nur" 4 Pancakes, aber das mit einer steigenden Tendenz nach oben! Ich bin schon so gespannt auf den zweiten Teil!