Rezension

Super Roma, mit vielen Facetten

Das Herz von Libertalia - Anna Kuschnarowa

Das Herz von Libertalia
von Anna Kuschnarowa

Anne Cormac besser bekannt als Anne Bonny, kommt um 1700 in Irland als uneheliches Kind von Peg und William zur Welt. Früh wird sie als Junge ausgegeben, damit sie mit ihrem Vater bei dessen wohlhabender Ehefrau leben kann. Doch der Schwindel fliegt auf und Anne verlässt mit ihren Eltern Irland und zieht in die Neue Welt. Dort soll sie ein gutes Mädchen werden, doch ihr „wildes“ Blut lässt ihr keine Ruhe. Als Junge verkleidet, hält sie sich im Hafen auf und als sie eines Tages James Bonny begegnet, besiegelt sich ihr Schicksal…

Anne Bonny, die berühmte Piratin, um die sich viele Geschichten ranken, wird in dem neuen Roman von Anna Kuschnarowa von allen Seiten beleuchtet. Die Autorin erzählt eine mutige, wie auch traurige Geschichte. Um dies den Lesern glaubhaft zu vermitteln, fängt Anna Kuschnarowa ganz von vorne an. Und so steht nicht Anne sofort im Mittelpunkt der Geschichte, sondern deren Mutter Peg, die man auch gut kennen muss, um den weiteren Verlauf der Geschichte zu verstehen. Wie es in vielen Geschichten so ist, verliebt sich Peg in ihren Herren, der aber natürlich standesgemäß verheiratet ist. Aber William Cormac liebt seine Peg und als Anne dann geboren wird, nimmt er sie, als sie alt genug ist, als Junge verkleidet zu sich auf sein Landgut. Doch der Schwindel fällt auf, er wird von seiner Frau und den Menschen verstoßen und fängt mit Peg und Anne ein neues Leben in Amerika an. Wenn man hier die Geschichte beendet wäre, könnte es sogar ein Happy End geben, aber in Anne wabert „wildes Blut“ und die Freiheiten, die sie als Junge kennengelernt hat, möchte sie so schnell nicht wieder aufgeben. Und außerdem ist sie auf der Suche nach dem Land, in dem alle Menschen gleich sind: Libertalia.
Fast jeder kennt die Geschichte und die berühmte Piratin Anne Bonny. Erst verkleidet als Mann, später ihre Identität freigebend, hat sie die Gewässer unsicher gemacht und einiges an Schrecken verbreitet. Auch von diesem Leben erzählt Anna Kuschnarowa in ihren Roman. Viel interessanter fand ich allerdings die Geschichte zu lesen, wie Anne sich in die Piratin verwandelt hat. Was treibt ein junges Mädchen aus gutem Hause dazu, sich mit zwielichtigen Personen einzulassen und sein Leben zu riskieren, indem es gegen das Gesetz verstößt? Diese Vorgeschichte wird gekonnt erzählt und der Leser kann sich nur schwer dem Bann dieses Romans entziehen. Anne ist eine außergewöhnliche Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt, was in einer von Männern dominierenden Welt damals noch sehr ungewöhnlich war. Aber trotzdem schafft es Anna Kuschnarowa all dies gut zu erklären, ohne dass die Geschichte zu abgehoben wird oder nicht mehr nachvollziehbar ist.

Fazit

Mir hat dieser Roman wirklich gut gefallen. Ich habe ihn im Rahmen einer Leserunde gelesen und die Geschichte an sich hat für sehr viel Diskussionsstoff gesorgt und es wurde sich munter ausgetauscht. Die Mischung aus Fiction und historisch belegten Daten machen diesen Roman zu einem interessanten, fesselnden und auch zum Nachdenken geeigneten Leseerlebnis. Denn wo ständen wir Frauen nun, wenn es nicht solche Vorreiterinnen gegeben hätte? Mag sein, dass Anne Bonney nun nicht das beste Beispiel ist, aber auch sie war eine Frau, die sich in der von Männern dominierenden Zeit einen Platz zwischen ihnen erkämpft hat, auch wenn der Platz nicht wirklich erstrebenswert auf andere wirken mag.