Rezension

Super spannend!

Klammroth - Isa Grimm

Klammroth
von Isa Grimm

Sechzehn Jahre ist es her, dass Anais Schwarz das letzte Mal in Klammroth war. Damals geschahen schreckliche Dinge: Drei Schulbusse mit Anais’ gesamter Generation fuhren im alten Tunnel ineinander. Nur etwa zwanzig von hundert Jugendlichen überlebten, wenn auch mit grausamen Verbrennungen. Anais ist eine der Überlebenden, doch niemand scheint ihr dieses Glück zu gönnen: Noch heute, die ewig langen sechzehn Jahre später, schlägt ihr eine Wand von Unmut der Bevölkerung Klammroths entgegen. Und nicht nur das: Seltsame Dinge beginnen sich abzuspielen. Seltsame Schemen am Rande des Dunkeln. Ein geheimnisvoller Mord. Eine leer stehende, verfallene Villa, die Anais zu sich zu rufen scheint. Übernatürliche Begebenheiten. Und alle haben sie etwas mit dem Tunnel zu tun… denn er will, dass Anais ihre Schuld begleicht. Die Schuld, von der sie glaubt, sie nicht zu tragen. Doch was ist wirklich geschehen, damals im Tunnel?

Hinter diesem Cover und dieser Inhaltsangabe steckt so viel mehr, als ich anfangs erwartet habe. Möglicherweise liegt es daran, dass ich das letzte meiner gelesenen Bücher eher langweilig fand… vielleicht ist „Klammroth“ auch einfach nur ein richtig spannendes Buch; denn ich habe es beinahe in einem Rutsch durchgelesen. Das erste Buch seit langem, das ich regelrecht verschlungen habe. Die Schreibweise war mir sofort sympathisch… „faszinierend“ war glaube ich das Wort, mit dem ich sie zumindest am Anfang gedanklich beschrieben habe. Sie ist interessant zu lesen, packend, spannend, vor allem originell. Später habe ich gelesen, dass die Autorin Dramaturgin ist, und ich finde die Kreativität lässt sich in ihrem Buch sehr gut und auf den ersten Blick herauslesen.
Vor allem ist die Handlung sehr überraschend, zumindest war sie das für mich. Trotz des Klappentextes dachte ich, dieses Buch hätte eher weniger, wenn nicht gar nichts mit Übernatürlichem zu tun. Weit gefehlt: Anfangs war es ein mehr oder weniger normales Buch, dann wurde es leicht strange und wunderbar creepy, bevor es (vielleicht einen Schuss zu viel) übernatürlich wurde. Der Leser weiß bald nicht mehr, was er glauben soll… soll er Anais für verrückt halten? Oder doch nur für ein Opfer irgendeines billigen Tricks? Bildet sie sich alles ein? Diese Fragen, auf die man keine Antwort hat, die spannende Schreibweise, die einen nicht aufhören lässt zu lesen, und der überraschende Wechsel zum Übernatürlichen hinterlassen ein Gefühl der Unwirklichkeit, das verursacht, dass das Buch einen in seinem Bann hält, bis man es fertiggelesen hat. Das Fiese jedoch (übrigens auch der Grund, weshalb das Buch einen Punkt Abzug bekommen hat, da es mich frustriert) ist, dass es nicht nur offen endet, sondern auch sehr viele Fragen offen lässt. Anais findet eine Marke, die später nicht mehr erwähnt wird. Was war ihre Bedeutung? Und überhaupt: Was an dem ganzen Buch war überhaupt echt? Dem Leser wird nicht eröffnet, was von allem Anais sich nur eingebildet hat, weshalb das Gefühl der Unwirklichkeit und eine leichte Perplexität bis über das Ende des Buches hinausgehen. Einerseits eine interessante Art, die Leser an der Leine zu halten, andererseits sehr frustrierend… und schade. Es lässt den Rahmen etwas haltlos erscheinen. Auch sehe ich keinen sonderlich großen Sinn in dieser Geschichte… für diese Art von Buch wäre es wundervoll gewesen, wenn es eine Botschaft hätte. Aber ich sehe keine. Mit all diesen Aspekten kommt es mir vor, als würde dieses Buch losgelöst von jeglichem Genre oder Bezug zu anderen Büchern im Bücheruniversum schweben und trotzdem richtig spannend und packend sein.
Mir hat es richtig gut gefallen, da es wie gesagt ein Buch war, das ich quasi in einem Zug durchgelesen habe. Punktabzug wegen der (scheinbaren?) Unvollständigkeit… ansonsten ein klasse Buch ;)