Rezension

Super Story, manchmal etwas zu ausführlich ...

Tagebuch meines Verschwindens - Camilla Grebe

Tagebuch meines Verschwindens
von Camilla Grebe

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nachdem ich kürzlich den ersten Teil "Wenn das Eis bricht" gelesen hatte, war ich sehr gespannt, zu erfahren, wie es mit Peter und Hanne weitergeht.
Es fällt mir extrem schwer, an dieser Stelle nicht zu spoilern, deshalb schreibe ich nur, dass ich mir mehr gemeinsame glückliche Zeit für die beiden gewünscht hätte.

Überhaupt liegt über allem in diesem Buch eine dunkle, bedrohliche, neblige Grundstimmung, so ein diffuses Unbehagen, ohne es genau benennen zu können. Nix für depressive Menschen, definitiv keine Gute-Laune-Buch.
Psychologisch aber bestens geschrieben, denn alle Hauptpersonen werden richtiggehend durchleuchtet und wir erfahren sehr viel aus ihrer Gefühls- und Gedankenwelt. Und da gibt es wirklich viel zu entdecken: Zerrissenheit, Angst, Unsicherheit, Transsexualität, Abhängigkeit, Sucht, Fremdenhass, Verzweiflung und die Schwärze des Vergessens.

Peter, Hanne und Manfred ermitteln in einem kleinen Ort, der geprägt ist von Zerfall und Erinnerungen an bessere frühere Zeiten. Ausgerechnet dort hat man schon vor vielen Jahren ein Flüchtlingsheim eingerichtet, was bei der übrig gebliebenen Bevölkerung nicht gut ankam.
Malin ist eine junge Polizistin und stammt aus diesem Dorf. Sie unterstützt die Ermittlungen in einem sehr alten Fall: sie selbst hat vor etwa zehn Jahren das Skelett eines kleinen Mädchens gefunden, deren Tod nie aufgeklärt wurde.

Die Story ist klug aufgebaut und sehr fesselnd, aber sie hätte gerne um etwa hundert Seiten gekürzt werden können, denn so richtig Spannung kam erst im letzten Drittel auf.
In wechselnden kurzen Kapiteln erzählen jeweils verschiedene Personen aus ihrer Sicht die Geschichte: Malin, Hanne und eine weitere wichtige Figur.
Diese Personen waren mir sehr sympathisch und ich habe gerne mit ihnen mitgefiebert.

Alles ist geprägt von Hannes Krankheit, einer beginnenden Demenz. Sie verschwindet zunächst zusammen mit Peter und taucht alleine wieder auf - ohne zu wissen, was passiert ist. Wir begleiten die Polizisten bei ihrer mühsamen und ausführlich beschriebenen Spurensuche.

Das Ende fand ich sehr tragisch, aber auch durchaus realistisch. Ich vermute mal, dass es kein weiteres Buch dieser Reihe mehr geben wird, es fühlt sich schon an wie ein trauriger Abschied.
Das Nachwort ist super, denn es regt zum Nachdenken an. Ich kann das Buch empfehlen für alle Leser, die gerne hinter die Fassade blicken und die Wert legen auf viel psychologischen Hintergrund.