Rezension

Surferidylle vor den Kulissen Marrakeschs - spannend und bedrohlich

The Surf House
von Lucy Clarke

Bewertet mit 4 Sternen

Bea ist 23 Jahre alt und Model. Bei einem Job in den Gassen Marrakeschs wird ihr in der drückenden Hitze und Kleidung klar, dass sie so nicht mehr weiter machen kann. Sie flieht Hals über Kopf aus dem Hotel und verirrt sich in den dunklen Gassen, die immer unheimlicher werden. Als sie zwei junge Männer einkreisen und sie in einer Sackgasse sitzt, weiß sie nicht mehr weiter. In letzter Sekunde eilt ihr eine Frau herbei und flieht mit ihr. Sie stellt sich als Marnie vor und nimmt Bea zunächst mit in ihr Hotel, dem "Surf House". Da Bea alles an Wertgegenständen gestohlen wurde, steht sie ohne Pass und Geld da. Marnie bietet ihr an, im "Surf House" zu helfen und so lange zu bleiben, wie Bea braucht um wieder nach Großbritannien zurück zu kommen. Bea ahnt noch nicht, in welche Gefahr sie sich begibt, denn im "Surf House" ist bereits eine junge Frau verschwunden. Als deren Bruder auftaucht um nach seiner Schwester zu suchen, beginnt auch Bea nachzuforschen und das gefällt nicht jedem dort.

Mir hat das Cover sehr gut gefallen, ich hatte zuvor auch noch nichts von Lucy Clarke gelesen. Das Setting ist toll angelegt und die drückende Hitze, das Gewimmel Marrakeschs und das vermeintliche Urlaubsparadies werden toll beschrieben, sodass man Leser mittendrin ist. Auch das Leben als Aussteiger und das Surfen werden einem nahe gebracht, der Surfjargon hat mich nicht gestört.
Bea blieb mir leider die meiste Zeit unsympathisch, ich konnte auch viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen, z.B. warum sie nach dem Diebstahl nicht eine Botschaft aufsucht. Oft stolpert sie naiv und leichtgläubig durch die Geschichte. Auch Marnie blieb mir undurchsichtig, sie hatte oft etwas an sich, was man nicht greifen konnte. Da die Handlung aus Beas Perspektive erzählt wird, bleibt alles sehr subjektiv, was aber zur Geschichte gepasst hat. Unterbrochen werden die Kapitel von Tagebucheinträgen der verschwundenen Savannah, die das Ganze abwechslungsreich gestalten. Davon hätte ich mir mehr gewünscht, denn die Geschichte nimmt, sobald Bea im "Surf House" wohnt, nur langsam an Fahrt auf. 

Im "Surf House" verkehrt eine ganz eigene Community, alles wirkt entschleunigt und ich konnte den Zauber des Surfers und des Wassers (als Nicht-Surferin) meist nicht ganz nachvollziehen. Als Savannahs Bruder Seth in diese Community platzt, kommt Spannung in die Geschichte, denn er ist das komplette Gegenteil der locker-leichten Surfergemeinde und wirkt fehl am Platz. Vielleicht hätten einige Kapitel aus Maries oder Seth' Sicht dem Ganzen noch mehr Spannung und Abwechslung verliehen. Die Handlung an sich ist oft vorhersehbar, doch das Ende fiel dann anders aus als ich erwartet hätte. "The Surf House" ist für mich kein typischer Thriller, man erwartet dann doch mehr von einem Thriller.

Ich werde mir noch andere Bücher Lucy Clarkes vornehmen, die Geschichte hier konnte mich nicht komplett überzeugen als Thriller, aber das Urlaubsfeeling und das Geheimnis der verschwundenen Savannah macht vieles wieder wett.