Rezension

Surreal

Der Vogelgott
von Susanne Röckel

Bewertet mit 2 Sternen

Ich gebe zu, dass ich meine Bücher normalerweise danach auswähle, ob mich die Geschichte anspricht und ich erwarten kann, dass mich die Geschichte auf eine anregende oder entspannende Gedankenreise mitnehmen kann, die mich für die Zeit des Lesens aus der Gegenwart entführt. 

Der Klappentext machte hier auf mich den Eindruck, dass es auch mit dieser Geschichte gelingen kann - erwartet habe ich eine durchgehende Geschichte, die mir den Mythos des Vogelgotts vorstellt, ausgehend vom Kirchenbild nachverfolgt bis hin zu "der elenden Gegend [..] wo die Verehrer des Vogelgotts leben, die ihm allerdings weniger ergebn als ihm ausgeliefert zu sein scheinen." Um dann vielleicht einen Weg aus dem "ausgeliefert sein" zu finden. (ja, die Vielzahl an gelesenen Fantasy-Romanen hat hier meine Erwartung geprägt - die das Buch aber nicht hat erfüllen können).

Bekommen habe ich in diesem Roman vier Geschichten, die lose miteinander verzahnt waren und die die Begegnung mit dem Mythos jeweils aus Sicht von Vater Konrad Weyde, den Söhnen Theodor und Lorenz und der Tochter Dora beschreiben. Während Konrad und Theodor dem Mythos in der weit entfernten, elenden Gegend begegnen, kommen Dora und Lorenz mit dem Mythos in ihrer Stadt in Kontakt und können sich den depressiv machenden Éinflüssen nicht entziehen.  Die Sünde des Vaters wird gebüßt durch die Kinder? Vielleicht. Der Vogelgott als Sinnbild für einen (selbst)zerstörerischen Lebensstil? Auch die Idee kam mir, finde ich hier aber auch nicht ganz passend. Und das Ende lässt mich irgendwie unbefriedigt zurück.

Ich kann verstehen, warum es dieser Roman auf die Shortlist geschafft hatte - ich werde es sicher auch in Zukunft immer mal wieder mit Titeln von der Shortlist versuchen, meinen persönlichen Lesespaß habe ich in den Büchern aber bislang nicht gefunden.

Zum Abschluss noch eine Bemerkung zum Klappentext: Natürlich soll er das Buch bewerben, aber hier finde ich ihn schon fast irreführend, den weder wurden alle Mitglieder der Familie durch "eine zufällige Entdeckung auf einem Kirchenbild in den schwer durchschaubaren Mythos eines Vogelgotts hineingezogen" - nach meinem Verständnis war das ausschließlich für Dora der Anknüpfungspunkt - und aus Doras Geschichte geht auch hervor, dass es nicht die Natur war die ihre Freundschaft aufkündigte, sondern die (dem Bild zugrunde liegende Aggression) wohl doch eher menschlich war.

Keine aufbauende Geschichte, aber wohl eine, die (zu folgern aus den quergelesenen Rezensionen) den Freunden der hochwertigen Literatur gefällt.