Rezension

Surrealer Grusel mit unterschwelligem Horrorfaktor, der einen fesselt

Geister - Pia Lüddecke

Geister
von Pia Lüddecke

Bewertet mit 5 Sternen

Tom ist siebzehn, totaler Fan von Horrorfilmen und neu an der Schule. Während er recht schnell aufgenommen wird, hat sein Nachbar Juri (seine Mitschüler nennen ihn Totengräber) schon deutlich schwerer. Juri wohnt im Haus gegenüber, das sich als geheimnisvolle Villa mit vielen Geheimnissen entpuppt. Zwischen den beiden Jungen entwickelt sich schnell eine etwas seltsame Art der Freundschaft. Immer wieder geraten die beiden aneinander, gehen aber auch immer wieder aufeinander zu. Gemeinsam mit Juri macht sich Tom auf die Suche nach einer geheimnisvollen blauen Blume, die nur alle paar Jahre blüht, aber großen Reichtum verspricht. Parallel zu den gruseligen Erlebnissen während der Suche nach der Blume, laufen die Vorbereitungen zum Jahreswechsel, der gleichzeitig auch der Wechsel ins neue Jahrtausend bringt. Durch die gruseligen Erlebnisse und die Untergangsstimmung zum Jahreswechsel bringen Toms Leben und seine Sicht auf das Leben völlig durcheinander.

Pia Lüddecke hat hier einen modernen Horrorroman geschaffen, der einen vom ersten Moment an fesselt. Geschickt wird ein Jugendroman mit Gothik, schwarzer Romantik und Horror kombiniert. Was im ersten Moment wie die Phantasien pubertierender Jugendlicher erscheint, wir nach und nach immer rätselhafter und gruseliger. Bis zu dem Punkt, an dem der Leser nicht mehr sicher ist, ob all das tatsächlich passiert, oder doch nur Phantasie ist.

Während Tom eigentlich der typische Antiheld mit großen und kleinen Fehlern ist, handelt es sich bei Juri um einen Jungen, um nicht zu sagen, ein Wesen, das man nicht richtig einschätzen kann. Ist er ein etwas verrückter Jugendlicher, oder doch ein Vampir? Immer wenn man glaubt, der Antwort ein Stückchen näher gekommen zu sein, kommen neue Fragen und Zweifel auf. Und genau das fesselt den Leser an die Seiten.

Der Grusel und der Horror in dieser Geschichte entstehen ganz viel durch Kopfkino. Sie lässt viel Raum für Gedankenspiele ohne zu überfordern. Und genau dadurch wird das Buch auch ein bisschen schwer erklärbar. Eben durch das Normale, das Unvorstellbare und die vielen Andeutungen, den unterschwelligen Horror, der immer mitschwingt, hat mich dieses Buch gefesselt und begeistert.

Wer hier blanken Horror und blutrünstigen Grusel erwartet, der wird wahrscheinlich von dem Buch enttäuscht sein. Wer sich aber auf eine unheimliche Geschichte mit unterschwelligem Gruselfaktor, subtilem Horror und etwas surrealen Aspekten  einlassen kann, der kommt hier voll auf seine Kosten.

Mit dem etwas offenen Ende könnte ich mir auch gut eine Fortsetzung vorstellen. Auf jeden Fall freue ich mich schon darauf mehr von Pia Lüddecke zu lesen.