Rezension

Surreales Leseerlebenis

Das flüssige Land
von Raphaela Edelbauer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ruth Schwarz, eine junge theoretische Physikerin, die an ihrer Habilitation arbeitet, verliert beide Eltern unerwartet bei einem Autounfall. Die Eltern wollten in der Heimatstadt beerdigt werden. Und so macht sich Ruth auf die Suche nach Groß-Einland, einen Ort, den sie bisher nie besucht hat. Doch Groß-Einland ist gar nicht so leicht zu finden, steht es doch auf keiner Karte, und auch die Auskunft kennt es nicht. Ruth beschließt, alle Hinweise zusammenzutragen, an die sie sich noch erinnern kann, und nähert sich so langsam dem Ort, bis sie ihn mehr zufällig findet. Doch Groß-Einland ist ein seltsames Pflaster: unter der Stadt ist eine alte Mine, auch „das Loch“ genannt, und regelmäßig sackt die Stadt ein paar Centimeter bis Meter tiefer hinab. Häuser sacken ab, verschieben sich, brechen in der Mitte auseinander. Menschen verschwinden. Auch gibt es hier keine Demokratie, sondern eine Gräfin, die die Entscheidungen trifft; die alles zu wissen und jeden zu kennen scheint. Ruth beschließt kurzerhand, in die Stadt zu ziehen, und die Geschehnisse nehmen ihren Lauf…

Sehr flüssig beschreibt Edelbauer die surrealen Vorkommnisse in Groß-Einland, von denen sowohl Ruth Schwarz als auch der Leser in ihren Bann gezogen wird. Die Grenzen von Raum und Zeit scheinen zu verschwimmen. Vieles versteht man nicht, es wird auch nie erklärt. So würde man viele Erlebnisse normalerweise hinterfragen, die Ruth aber einfach als gegeben hinnimmt. Genauso scheint das in Groß-Einland gehandhabt zu werden, ist aber für den Leser nicht minder seltsam. Irgendwie wurde ich beim Lesen wie in einen surrealen Strudel hineingezogen, aus dem ich mich nicht mehr retten konnte, bis ich schließlich am Ende des Buches angelangt war. Dies spricht sicher für die Autorin, allerdings hätte ich mir mehr Erklärungen und eine stärkere Protagonistin gewünscht, die es schafft, für ihre Wünsche einzustehen. Ein skurriles, originelles, außergewöhnliches Buch. Von mir gibt’s 3.5 Sterne.