Rezension

Sympathisch-braves Jugendbuch, das für Fans, aber auch für Neueinsteiger empfehlenswert ist!

RIVERDALE - Der Tag davor - Micol Ostow

RIVERDALE - Der Tag davor
von Micol Ostow

„Riverdale“ ist eine trotz ihrer nicht zu verleugnenden stetig abnehmenden Qualität eine der populärsten Jugendserien, die momentan auf Streaming-Plattformen kursieren. Die zahlreichen Logiklöcher, Ungereimtheiten und sprunghaften Erzählstrukturen, die den Zuschauer völlig im Dunkeln lassen, sind einer Zählung nicht mehr wert, die nämlich sonst den Rahmen sprengen würde. Dennoch merke auch ich noch immer eine Anziehungskraft, die das nach wie vor vielversprechende Szenario auf mich ausstrahlt und mich jede Woche zum Sehen der neuen Episode verleitet. Nun ist im cbj-Verlag eine Buchreihe rund um die amerikanische Kleinstadt gestartet, deren erster Band den belanglosen Untertitel „Der Tag davor“ trägt.

 

Micol Ostow, die aus den Perspektiven der bekannten Gesichter der Serie erzählt, hat einen flüssigen und einfach zu lesenden Schreibstil, sodass es mir nicht schwerfällt, mich in das Geschehen einzufinden und in einen stetigen Lesefluss zu geraten. Dabei löst sie die anspruchsvolle Aufgabe, Figuren in ihrem Roman zu etablieren, die die Leserschaft schon aus Filmmaterial kennt, gelungen. Es fühlt sich tatsächlich so an, man würde das Innenleben der Charaktere näher studieren können. Jedoch – und hier kann ich mir gut vorstellen, dass dies an der ungenauen Vorlage liegt – schöpft die Autorin nicht die emotionale Tiefe aus, die sie hätte erreichen können und skizziert die Personen teilweise etwas grob, holzschnittartig.

 

Ferner ist „Der Tag davor“ ein sympathisches Jugendbuch, das sich nicht so ganz in ein Genre einordnen möchte und daher Elemente aus verschiedenen stilistischen Richtungen besitzt. Das vermittelt dem Leser den Eindruck, dass kein richtiger roter Faden hinter dem Erzählten steht: Die Handlung plätschert vor sich hin, ohne große Hoch- und Tiefpunkte, und endet an einem beliebigen Punkt, als hätte die Autorin an der Stelle einfach mit dem Schreiben aufgehört.

 

Natürlich ist das Buch dennoch für all diejenigen, die Fans der gleichnamigen Serie sind, zweifelsohne empfehlenswert, da es doch noch mehr Aufschluss und Hintergrundinformationen über die einzelnen Charaktere preisgibt und es einfach ein schönes Gefühl ist, in die fiktive Welt nun auch in Buchform eintauchen zu können. Das möchte ich an dieser Stelle betonen, da ich den Roman bis dato in ein nicht unbedingt positives Licht gerückt habe. Man kann mit der Lektüre durchaus seine Freude haben.

 

Schön finde ich auch, dass die Atmosphäre der ersten Staffel, als Riverdale noch kein Ort der Angst war, gelungen aufgebaut wird, und der Leser sich auf erste Momente zurück besinnen kann. Die inneren Handlungen unserer Fernsehlieblinge sind auf natürlich jugendliche Grundbedürfnisse ausgerichtet. Auch finden Nebencharaktere, die sich in der Serie deutlich mehr im Hintergrund bewegen, durch diesen Roman ein Sprachrohr, und die Leserschaft kann eine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen, die ihnen durch die Serie mehr noch verwehrt blieb. 

 

Letztendlich lässt sich zusammenfassend sagen, dass es sich hier um ein nettes Leseabenteuer, das für Fans der Serie sicherlich ein Must-read-Buch ist, und für diesen Zweck erfüllt „Der Tag davor“ alle Kriterien, die er soll. Für die Lektüre wird auch keinerlei Vorwissen benötigt, sodass sich Leser, die mit dem Universum bisher noch keine Erfahrungen gesammelt haben, diese Lektüre als einen soliden Einstieg in die fiktive Welt rund um Archie, Veronica, Betty und Jughead nutzen können.

 

„Riverdale: Der Tag zuvor“ ist ein sympathisch-braves Jugendbuch, das das Innenleben bekannter Charaktere und deren Hintergrundgeschichten näher beleuchtet, sich jedoch nur knapp vom Weg in die Belanglosigkeit retten kann.

 

 

P.S.: Die originale Rezension und noch viel mehr findest du auf meinem Blog HelloMyMedia. Ich freue mich schon auf deinen Besuch! :-)