Rezension

Sympathische Charaktere und langweiliger Mordfall

Doggerland. Tiefer Fall - Maria Adolfsson

Doggerland. Tiefer Fall
von Maria Adolfsson

Bewertet mit 3 Sternen

„Doggerland – Tiefer Fall“ ist der zweite Band einer Krimiserie von Maria Adolfsson. Den ersten Teil kenne ich nicht, aber wie so häufig bei Krimis kann man die einzelnen Bücher gut unabhängig von einander lesen.
Nachdem Kripobeamtin Karen Eiken Hornby im Einsatz verletzt wurde, ist sie schon längere Zeit krankgeschrieben, als ihr Chef, zu dem sie seit einem One night stand ein angespanntes Verhältnis hat, sie frühzeitig in den Dienst zurückruft. In Karens alter Heimat Noorö ist ein Mord passiert.

Karen war mir sofort sympathisch. Sie ist einerseits froh, nicht mehr tatenlos zu Hause sitzen zu müssen, gleichzeitig ist sie oft genervt von den Eigenarten ihrer Kollegen und Mitmenschen und hat am liebsten ihre Ruhe. Eine Einstellung, die vermutlich die meisten von uns nachvollziehen können. Hinzu kommt ihre sarkastische Art, wodurch sich viele Dialoge, in die Karen verwickelt ist, amüsant lesen.
Schauplatz ist eine fiktive Inselgruppe namens Doggerland. Das Klima ist rau, gerade um die Jahreswende und die Orte sind abgeschieden. Die Beschreibungen der Umgebung ließen mich bedauern, dass es Doggerland nicht wirklich gibt. Was die Charaktere und die Landschaft angeht, war dieses Buch ein voller Erfolg für mich. Leider konnte mich der Kriminalfall selbst nicht sonderlich überzeugen. Ein 72 Jahre alter Lehrer wird tot auf einem Felsvorsprung gefunden. Es dauert ewig, bis der Fall in die Gänge kommt. Seitenlang werden nur Gespräche geführt. Mit dem Pfarrer, mit den Angehörigen und mit Karens Verwandtschaft. In diesen Gesprächen geht es viel um die familiären Verstrickungen auf der Insel, wer mit wem verbandelt ist, welchen Beruf er hat usw. Es sind extrem viele Informationen, die auf den Leser einprasseln und viele sind noch nicht mal sonderlich relevant. Ich war froh, als Karen über Silvester nach Hause fährt um mit ihren Freunden zu feiern, denn es war eine willkommene Abwechslung zum trägen Tempo. Auch die Geschichte um Karens Freundin Aylin konnte mich fesseln. Die Autorin kann also durchaus interessant schreiben. Deswegen verstehe ich es absolut nicht, warum sie sich so eine Schlaftablette von Mordfall ausgedacht hat. Bis zur Seite 350 wusste ich über das Verbrechen im Grunde so wenig wie auf Seite 1 und die Frage nach dem warum war mir mittlerweile komplett egal.
Auf den letzten 50 Seiten wird es dann doch nochmal spannend, nicht wegen dem Mord, sondern wegen dem, was mit Karen passiert.
Obwohl ich diesem Buch nur 3 Sterne geben kann, möchte ich trotzdem noch mindestens einen weiteren Teil der Serie lesen. Schon um zu wissen, wie es mit Karen, Leo, Sigrid, Aylin und allen anderen weitergeht.