Rezension

Tabulos

Die Hure - Laura Gustafsson

Die Hure
von Laura Gustafsson

~~"Die Hure" ist der Debütroman der jungen finnischen Autorin Laura Gustafsson und war 2011 sowohl für den finnischen Debütanten-Preis als auch für den Finlandia nominiert. Das Buch lässt sich nicht eindeutig einem Genre zuordnen, am ehesten würde ich es als feministischen Thriller mit mythologischen Elementen bezeichnen. Es geht heftig zu in der Geschichte, von daher ist "Die Hure" in der Heyne Hardcore Reihe gut aufgehoben und passt trefflich ins Konzept.

 Worum geht es? Die beiden jungen Frauen Milla und Kalla sichern sich ihren Lebensunterhalt mit Prostitution und verdienen dabei nicht schlecht. Aber Kalla erträgt die tagtäglichen Erniedrigungen nicht und möchte deshalb lieber als Reinigungskraft arbeiten. Aber auch in diesem "ehrbaren" Job wird sie mit physischer und psychischer Gewalt konfrontiert. Doch dann brechen alle Dämme und es wird blutig, denn sie setzt ihre Rachefantasien in die Tat um.

 Gustafssons Roman ist aus weiblicher Perspektive geschrieben und behandelt ein ernstes Thema, nämlich das der Gewalt gegen Frauen. Aber im Unterschied zu den meisten Publikationen im Belletristik-Bereich verharrt hier die Protagonistin nicht in duldsamer Starre, sondern wird aktiv und rächt sich an ihren Peinigern.

 Die Autorin schreibt drastisch, ist gewollt polemisch und bricht Tabus, was bereits sehr deutlich am Sprachgebrauch zu sehen ist, kann sich aber dennoch nicht völlig von Stereotypen lösen. Ihre Männertypen sind dominante, gewaltbereite Unterdrücker, die Frauen eher die schutzlosen, naiven, alles verzeihenden Dummchen – aber nur solange, bis der entscheidende Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt.

 Laura Gustafsson hat mit "Die Hure" ein provokantes und höchst intelligentes Buch geschrieben, das ein sensibles Thema unterhaltsam verpackt. Eine interessante Autorin aus dem Norden Europas, die man im Blick behalten sollte!