Rezension

Tabuthema verpackt in eine spannende, grausige Geschichte

Das Geschenk - Sebastian Fitzek

Das Geschenk
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4.5 Sternen

 

Wie in allen anderen Büchern wartet Fitze mit Twist’s und Turn’s auf. Und ja, auch wenn ich schon früh ne Ahnung hatte worauf das hinaus läuft, dennoch hat es mich immer wieder kalt erwischt. Logikgeher sind mir auf alle Fälle nicht aufgefallen und langweilig ist sie schon mal gar nicht, die Geschichte. Denn schon auf der ersten Seite schmeisst er uns mitten ins Geschehen um uns nur kurz darauf den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Der Schreibstiel von Fitzek ist gewohnt einfach und flüssig zu lesen. Von der ersten Seite bis zur aller letzten wird die Spannung gehalten, denn die Geschichte ist rasant und voller überraschender Wendungen. Auch wenn man sie erwartet, treffen sie einen meist unvorbereitet. 

Und ja, der altbekannte Schluss, der im letzten Moment noch mal eine unerwartete Wendung nimmt. Die Stimmung ist, nicht nur zum Schluss, angespannt und nervenaufreibend, sowie beklemmend, wie ich finde. Auf alle Fälle fand ich den Schluss genau richtig, nicht zu lang, nicht zu kurz oder übereilt. Er nimmt sich noch mal Zeit um uns mit zunehmen in die Abgründe einer Seele. 

Prota- und Antagonisten & Co

Milan und Andra, die beiden Protagonisten, haben mir sehr gut gefallen. Milan wächst einem schnell ans Herz, bei Andra ist das aber ein klein wenig anders. Sie hinterlässt auch am Schluss noch gemischte Gefühle bei mir, zumal ich mit ihrer Rolle, die ihr zugedacht ist, nicht wirklich klar komme. 

Jakob der Antagonist ist wirklich ein fieser, sadistischer und brutaler Typ. Den man vom ersten Moment an wünscht das jemand kommt und ihm eins in die Fresse haut. Oder noch besser… Ihn dazu bringt zu schweigen. 

Alle Charaktere sind hervorragen herausgearbeitet. Man konnte sich identifizieren oder eben sich vehement distanzieren. Die klassische Gut und Böse Geschichte. Dieses mal gibts keine Grauzonen, wie in manch anderen Büchern von ihm. Hier gibts klare Seiten. Basta.  

Im Verlauf der Geschichte muss Milan einiges durch- und überstehen. Aber auch Dinge erfahren die ihn völlig aus der Bahn werfen. Dennoch lässt er nicht locker und versucht alles um das Mädchen im Auto zu finden und zu retten. Und Andra, die sich dazu anbietet zu helfen hat auch mit vielem gerechnet aber nicht mit sowas. Sie durchlebt ebenso ein Wechselbad der Gefühle. 

Sebastian Fitzek schafft es auch dieses mal all die emotionsgeladenen Momente so heraus zu arbeiten das man sich mitten im Geschehen fühlt. Mitlest und fiebert. Ich mag seine Art wie mit den beiden Extremen spielt. blutig und brutal, m dann schnell wieder in eine ruhigere Szenerie zu wechseln. So wird man hin und her geworfen und das macht es unter anderem auch so spannend. 

Während der Geschichte erfährt man immer mehr über den Hintergrund von Milan. Wer er ist, was er erlebt hat und warum er das geworden ist wie er nun ist. Zu Andra gibts kaum welche, doch zum Schluss wird ihre Geschichte aufgelöst. Zwar nur kurz aber mehr brauchst gar nicht.

Dann noch Zoe, sie packt einen gleich, man verfällt gleich in den Beschützerinstinkt und doch traute ich ihr von Anfang an nicht so recht. Doch das änderte sich schnell, man ist hin und hergerissen, ich auf alle Fälle. Woran das lag, weiss ich echt nicht. *schulterzuck* 

Die Sache mit dem Text

Hier möchte ich wie immer schnell was dazwischen schieben und zwar, das diese Aussagen natürlich sehr von meiner Legasthenie abhängt. Also sollte man dies hier beachten und vielleicht hilft es sogar anderen Legastheniker um ein Buch zu finden das nicht zu schwierig ist.

Sebastian schreibt einfach und flüssig und passt zum Genre. Im gross und Ganzen sind die Sätze kurz, oder zumindest nicht zu lang, dennoch gibt es einige Schachtelsätze, die je nach schwertgrad der Legasthenie, zu kleinen Stolperfallen werden können. Aber da sie diese nicht zu oft auftreten, für mich nicht so schlimm. 

Die Kapitel sind angenehm lang und kennzeichnen um wen es grade geht. Die nicht zu langen Kapitel geben der ganzen Geschichte natürlich einen gewissen drive und reisst einen so immer weiter mit in der Geschichte. 

Was den Wortschatz angeht, passt zu den jeweiligen Personen und der Geschichte. 

Dann noch kurz etwas zum Font, er ist angenehm zu lesen, nicht zu klein und die Schrift ist nicht zu eng zusammen geschrieben und auch der Zeilenabstand ist total angenehm. 

Meine ganz persönliche Meinung zum Buch

Die Erstauflage kommt ja wieder als Limititedition daher. Und sie haben sich da wieder was einfallen lassen. Es sieht einfach super aus wie es verpackt ist, in einem Karton mit Schleife und darin dann das Buch. Ich liebe es einfach. 

Der Titel ist wie immer kurz und knackig *gg* Weniger ist manchmal mehr, sagt man ja so schön. 

Wie ich oben schon erwähnt habe wirft Fitzek einen ins kalte Wasser, mitten ins geschehen und von da an hat es mich auch gepackt. Und das bis zur letzten Seite! 

Milan lag mir natürlich sehr am herzen. Ihn hat noch schlimmer getroffen, denn er kann gar nicht lesen, ich plage mich „nur“ mit einer Legasthenie rum. Aber ich weiss was einen menschen erwartet der Analphabet ist, weil ich sogar schon einiges dazu ertragen musste. Und das fand ich schon schmerzhaft und schlimm. Wie schlimm muss es für jemanden sein der von der Gesellschaft ausgegrenzt wird weil er nicht lesen und schreiben kann? Also ja, in Milan konnte ich mich ganz besonders gut hinein versetzen. 

Bei Andra war das schon anders. Die Rolle die ihr auf den leibgeschrieben wurde hat mich etwas irritiert. Ich finde, es wär auch super ohne gegangen und alles hätte dennoch diesen Sinn ergeben. Bei ihr bin ich noch immer sehr ambivalent. Was den Vater von Milan angeht, ich konnte ihn verstehen und er tat mir wirklich sehr leid. 

Mein Fazit

Ich weiss, entweder mag man ihn oder nicht. Etwas dazwischen gibt es kaum. Für mich aber war es wieder ein hervorragender Fitzek. Er hat ein sehr ernstes Thema in eine packende, schaurige und brutale Geschichte verpackt.