Rezension

Täuschendes Äußeres

Die Angehörigen - Katharine Dion

Die Angehörigen
von Katharine Dion

Bewertet mit 3 Sternen

Sieht man das Buch von außen oder liest (was man besser unterlassen sollte) den Klappenbtext, erwartet man wahrscheinlich ein Buch, das aus der Menge hervorsticht, das provoziert und mit dem dunklen Doppelleben einer Verstorbenen kokettiert.

Gene steht nach 49 Ehejahren plötzlich alleine da, als seine Frau Maida überraschend stirbt. Glaubt man dem Klappentext, beginnt er sich zu fragen, ob seine Frau überhaupt glücklich war und ob er die wahre Persönlichkeit seiner Frau je gekannt hat.

In Wirklichkeit geht es in dem Buch - ja, worum eigentlich? Auch jetzt ein paar Tage, nachdem ich das Buch beendet und über den Inhalt und seine Bedeutung nachgedacht habe, kann ich es kaum in Worte fassen. Die handlung plätschert scheinbar belanglos und ohne wirkliches Ziel dahin. Gene sinniert über seine Studienjahre und das Kennenlernen seiner Frau, über die charakterlichen Tiefen (und Untiefen) seiner engsten Freunde, über den Sinn seines Lebens.

So wird dem Leser ein ausgesprochen mittelmäßiges, normales Leben offengelegt, ohne besonders außergewöhnliche Vorkommnisse und man fragt sich mit der Zeit, was die Autorin einem mit diesem Buch mitteilen möchte.

Die fehlende Spannung erklärt auch, warum mir das Lesen so unfassbar schwer gefallen ist: es gibt nichts, was mich gefesselt hat; nichts, was mich förmlich zum Lesen gezwungen hätte.

Und so komme ich zu dem Schluss, dass Katherine Dion dem Leser einfach nur zeigen möchte, dass man auch mit einem wenig ereignisreichen Leben letztendlich zufrieden sein kann. Denn genau das scheinen Gene und Maida doch bei aller Durchschnittlichkeit gewesen zu sein. Es braucht nicht viel, um ein zufriedenes Leben zu führen. Es unterscheidet sich zwar grundlegend von der romantisierten Form der Ehe, die man aus diversen Büchern kennt, aber das fällt nicht auf, solange man nicht beginnt, darüber zu sinnieren.