Rezension

Täuschungen

Ein ungezähmtes Tier -

Ein ungezähmtes Tier
von Joël Dicker

Bewertet mit 3 Sternen

Diese Rezi behandelt das Hörbuch

 

Zum Inhalt:
Bänker Arpad und Anwältin Sophie führen gemeinsam mit ihren beiden Kindern ein Bilderbuchleben in Genf. Ihre Nachbarn Greg und Karine (Polizist und Verkäuferin) finden das beneidenswert; insbesondere Greg verstrickt sich in eine Obsession und beobachtet das Nachbarhaus als Stalker. Dabei findet er Überraschendes heraus.

Mein Eindruck:
Okay, es ist ein Dicker und fast hat man beim mit Lobeshymnen großzügigen Feuilleton das Gefühl, dass das allein reicht, um eine Geschichte in den Himmel zu heben. Technisch ist an dem Buch auch nichts auszusetzen: Es hat genügend Charaktere, um interessant zu sein, aber wenig genug, um diese auszuloten und ihnen Tiefe zu verleihen. Der Aufbau des Buches ist ebenfalls gelungen - die verschiedenen Zeitebenen und Blickwinkel verleihen der Geschichte Spannung. Die mondäne Grundstimmung lässt das Publikum träumen und die Probleme der Charaktere führen dazu, dass man sich auf schäbige Weise sagen kann: Siehst Du, es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Aber die Geschichte zieht sich, es werden Nebenkriegsschauplätze aufgetan, die für den Fortgang unerheblich sind. Insbesondere bei der Charakterisierung von Greg beschleicht einen das Gefühl, dass Joel Dicker mit der Ordnungsmacht schlechte Erfahrungen gemacht hat. So mies wird dessen Verhalten geschildert, obwohl die Vergehen, Täuschungen und Schlichen der anderen nicht weniger verachtenswert sind, aber eher als lässliche Sünden durchgehen.
Das Ende ist dann zwar folgerichtig, jedoch enttäuschend. Denn dieses ist nach dem zähen Fluss auf einmal so, als ob ganz schnell alles - und zwar wirklich alles - zu einem Abschluss gebracht werden muss, der keine weiteren Konsequenzen und Fragen offenlässt.
Torben Kessler ist bei der ganzen Story ein verlässlicher Sprecher, welcher die einzelnen Charaktere gut herausarbeitet.

Mein Fazit:
Nicht der beste Dicker